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Studie zur akademischen Redefreiheit an deutschen Hochschulen veröffentlicht

10.10.2024

Studie zur akademischen Redefreiheit an deutschen Hochschulen zeigt: Keine strukturelle Kultur des Cancelns in der Wissenschaft

Wie steht es um die Freiheit der Lehre und Forschung in Deutschland? Ob zu gendergerechter Sprache, zum aktuellen Gaza-Krieg oder zu anderen kontroversen Themen: Immer wieder werden Vorwürfe von Einschränkungen der Rede- und Meinungsfreiheit laut – meist begleitet von aufgeladenen Debatten im Netz –, so auch im Wissenschaftsbetrieb. Wie frei sind Professor*innen, Doktorand*innen und andere wissenschaftliche Mitarbeitende in Deutschland wirklich, ihre Forschung und Lehre zu gestalten und ihre Positionen zu vertreten? Findet die viel zitierte „Cancel Culture“ an der Uni und in der Wissenschaft statt? Und was macht Hochschule aus in Zeiten der krisenhaften Auseinandersetzungen?

Berlin, Hannover, 10. Oktober 2024. Um diesen Fragen mit wissenschaftlich fundierten Antworten zu begegnen, gibt es nun eine deutschlandweit erste repräsentative empirische Studie zur akademischen Redefreiheit des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Ermöglicht wurde diese durch die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, und sie wurde begleitet durch die journalistische Expertise von Redakteur*innen der Wochenzeitung DIE ZEIT. Erste Ergebnisse dieser Studie und ein Kurzbericht wurden am Freitag, 4. Oktober 2024, unter https://www.zeit-stiftung.de/themen/thema/224-studie-zur-akademischen-redefreiheit-veroeffentlicht- veröffentlicht.

Erste Ergebnisse der Studie: Es ist insgesamt gut bis sehr gut bestellt um die akademische Redefreiheit an den Hochschulen in Deutschland. Das gaben vier von fünf der Befragten an. Die überwiegende Mehrheit der über 9.000 Teilnehmenden der Studie fühlt sich nicht eingeschränkt und hat persönlich wie im näheren akademischen Umfeld auch keine Einschränkung der Redefreiheit erfahren. Strukturelle Einschränkungen oder gar eine systematische Kultur des Cancelns sind nicht feststellbar. Es gibt aber durchaus persönliche Einschränkungserfahrungen, die beispielsweise eher Frauen und nicht-binäre Personen als Männer und eher Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen als Mitglieder anderer Fächergruppen betreffen.

Dr. Anna Hofmann, Bereichsleiterin Wissenschaft und Forschung der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS: „Universitäten leben zugleich von der Freiheit der Wissenschaft und vom offenen Diskurs. Sie müssen deshalb streitbare Orte bleiben. Die Studie zeigt, wie Hochschulangehörige in Deutschland ihre Freiheit zu fragen, zu forschen und zu lehren einschätzen und welche Erfahrungen sie in ihrem direkten Umfeld. Das Gesamtbild ist positiv: Die überwiegende Mehrheit der Befragten schätzt den Zustand der Wissenschaftsfreiheit als gut ein. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich jedoch Unterschiede zwischen verschiedenen Statusgruppen, Fächern und den Geschlechtern. Die Wissenschaftsfreiheit müssen wir auch hier verteidigen und so die Freiräume des Denkens für die Zukunft sichern.“

Zur Studie „Akademische Redefreiheit an deutschen Hochschulen“:

Erstmalig wurde mit dieser Studie der Stand der akademischen Redefreiheit an deutschen Hochschulen repräsentativ erhoben. Befragt wurden Doktorand*innen, Postdoktorand*innen und Professor*innen diverser Fachgebiete, die an deutschen Hochschulen bundesweit beschäftigt sind. Die Angaben von mehr als 9.000 Teilnehmer*innen sind in die Studie eingeflossen; die Beantwortung erfolgte anonym und digital.

Die von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS ermöglichte Studie wurde vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung unter Beteiligung einer Wissenschaftler*innen-Gruppe von u. a. den Universitäten Berlin, München, Frankfurt am Main, Bremen und Mannheim und in journalistischer Begleitung eines Redaktionsteams von DIE ZEIT durchgeführt. Den Befunden liegen 9.083 vollständige Fragebögen zugrunde.

Ziel der Befragung war es, ein umfassendes Bild der akademischen Redefreiheit in Deutschland auf fundierter Datenbasis zu erhalten. Zudem will die Studie die anhaltende, meist sehr emotional geführte Debatte um Wissenschaftsfreiheit versachlichen und Orientierungshilfe geben.

Die Studie ist – ebenso wie der Kurzreport, der sie vorstellt – das Ergebnis einer Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteur*innen. Dazu gehörten in erster Linie eine Gruppe von Wissenschaftler*innen: Gregor Fabian (DZHW, Berlin), Prof.in Dr. Mirjam Fischer (Humboldt-Universität zu Berlin und Goethe-Universität Frankfurt/Main), Prof. Dr. Julian Hamann (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. em. Dr. Uwe Schimank (Universität Bremen), Prof.in Dr. Christiane Thompson (Goethe-Universität Frankfurt/Main), Prof. Dr. Richard Traunmüller (Universität Mannheim) und Prof.in Dr. Paula-Irene Villa (Ludwig-Maximilians-Universität München) sowie Dr. Anna Hofmann und Matthias Koch von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS in Hamburg. Außerdem wurde die Studie durch die Expertise von Redakteur*innen der Wochenzeitung DIE ZEIT journalistisch begleitet.

Ergebnisse, Details und weitere Informationen auch zur Methodik finden Sie im Kurzbericht zur Studie „Akademische Redefreiheit. Kurzbericht zu einer empirischen Studie an deutschen Hochschulen“– unter: https://doi.org/10.31235/osf.io/mycjs

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