Eine Karriere in der Wissenschaft? Entscheidungen nach der Promotion
3.9.2014
Zur Publikation Forum Hochschule 8|2014
Mehr als 26.000 Promotionen wurden im Jahr 2012 in Deutschland abgeschlossen. Doch nicht alle, die eine Doktorarbeit schreiben, verfolgen auch das Ziel, dauerhaft in Forschung und Lehre zu bleiben. Viele verlassen nach der Promotion den akademischen Betrieb. Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) hat daher in der heute veröffentlichten Studie „Berufswunsch Wissenschaft?“ untersucht, warum Promovierte eine akademische Laufbahn einschlagen. Ein Ergebnis: Wer für die Themen seiner Forschung brennt und an die Erreichbarkeit des Berufsziels Professur glaubt, entscheidet sich oftmals für eine Karriere in der Wissenschaft.
Ein Doktortitel verspricht Prestige und Anerkennung. Aber wie geht es nach dem erfolgreichen Abschluss der Promotion beruflich weiter? Das DZHW hat im Jahr 2013 mehr als 2.000 Promovierende und Promovierte zu ihren Berufszielen und Laufbahnentscheidungen befragt: Ist eine akademische Karriere erstrebenswert oder ist eine Tätigkeit in der Wirtschaft vielversprechender? Und worin liegt der Reiz einer wissenschaftlichen Laufbahn?
Neun von zehn Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern schätzen die autonomen und anspruchsvollen Tätigkeiten in Forschung und Lehre. Zudem haben sie eine hohe intrinsische Motivation und sind sehr an den Inhalten ihrer Forschung interessiert. „Hinzu kommt, dass viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an ihre Fähigkeiten glauben und daher das langfristige Ziel, eine Professur zu erreichen, auch für realistisch halten“, so Projektleiterin Dr. Ramona Schürmann. Naiv gehen die Promovierenden dabei allerdings nicht an ihre Karriereplanung: Sechs von zehn sehen sich durch ihre Arbeit in Forschung und Lehre auch gut für den außerakademischen Arbeitsmarkt gerüstet.
Ob nach der Promotion der Weg dann tatsächlich weiter in der Wissenschaft verläuft, hängt auch von der Fachrichtung und den Promotionsmotiven ab: In einigen Branchen wie der Medizin, Chemie oder den Ingenieurswissenschaften ist ein Doktortitel Voraussetzung für bestimmte berufliche Positionen. Eine akademische Laufbahn war mitunter gar kein Ziel bei der Aufnahme der Promotion. In den Geistes- und Sozialwissenschaften dagegen verfolgen überdurchschnittliche viele Promovierte eine akademische Laufbahn.
Promovierte sind begehrte hochqualifizierte Arbeitskräfte in Wissenschaft und Wirtschaft. Das zeigen auch die Absolventenuntersuchungen des DZHW, die den beruflichen Werdegang von Studierenden zehn Jahre nach dem Examen unter die Lupe genommen haben. Promovierte sind meist in Vollzeit beschäftigt, sind häufiger in Leitungspositionen und verdienen im Schnitt mehr als nicht-promivierte Akademikerinnen und Akademiker. „Eine Karriere außerhalb der Wissenschaft ist für Promovierte oftmals finanziell lukrativer und führt schneller in eine unbefristete Beschäftigung“, erläutert Schürmann einige Gründe, warum ein Großteil der Promovierten das Wissenschaftssystem nach der Doktorarbeit verlässt.
Methodischer Hintergrund: Für die Studie wurden 2.200 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aller Fachrichtungen an Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland befragt. Etwa die Hälfte von ihnen arbeitete zum Zeitpunkt der Befragung an der Doktorarbeit, die andere Hälfte hatte sie bereits abgeschlossen.
Die Studie ist als Forum Hochschule 8/2014 erschienen und zum kostenfreien Download verfügbar.