Studienberechtigte 2012: Attraktivität eines Studiums ungebrochen
18.6.2014
Zur Publikation Forum Hochschule 6/2014
Für die große Mehrheit der Studienberechtigten des Schulabschlussjahrgangs 2012 ist ein Hochschulstudium die erste Wahl zur Berufsqualifikation: 73 % haben ein halbes Jahr nach Schulabschluss ein Studium aufgenommen oder planen dies. Dies zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Studienberechtigten des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW).
Die Forschergruppe um Projektleiterin Heidrun Schneider hat Schulabsolventinnen und Schulabsolventen mit Hochschulzugangsberechtigung des Jahrgangs 2012 ein halbes Jahr vor und ein halbes Jahr nach Schulabschluss zu ihren Bildungsabsichten und zu ihren tatsächlichen Bildungsentscheidungen befragt. Mehr als 11.500 Schülerinnen und Schüler haben Auskunft zu Fragen nach dem Übergang von der Schule in Ausbildung, Studium und Beruf gegeben. „Unsere Untersuchung bestätigt die ungebrochene Attraktivität des Studiums für junge Menschen. Von einem Studium versprechen sie sich in stärkerem Maße als von einer Berufsausbildung gute Berufsaussichten und ein hohes Einkommen“, erläutert Schneider Gründe für die seit vielen Jahren beobachtete hohe Studierneigung.
Zu den 52 % der Schulabsolventinnen und Schulabsolventen, die ein halbes Jahr nach Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung ein Studium aufgenommen haben, kommen noch einmal 22 % hinzu, die ein Studium fest geplant haben. Damit liegt die sogenannte Brutto-Studierquote, also der Anteil eines Schulabschlussjahrgangs, der ein Studium mit hoher Wahrscheinlichkeit aufnimmt, bei 73 %. Berücksichtigt man noch diejenigen, die eine Studienaufnahme erwägen, erhöht sich die Quote auf 80 %. Seit nunmehr zehn Jahren bewegt sich dieser Wert auf einem ähnlichen Niveau und signalisiert, dass mindestens drei Viertel der Schulabsolventinnen und Schulabsolventen die hochschulische der beruflichen Ausbildung vorziehen (Abb. 1).
Abb. 1: Studienberechtigte ein halbes Jahr nach Schulabschluss: Bandbreite der Studierquote im Zeitverlauf (in v. H.)
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Dass nur für etwa ein Viertel der Studienberechtigten die Berufsbildung eine attraktive Alternative zum Studium darstellt, ist also kein neuer Trend. Die aktuelle Studie bestätigt Befunde früherer DZHW-Befragungen von Studienberechtigten. Mitautorin Barbara Franke erklärt, „dass bei der Entscheidung für die Aufnahme einer Berufsausbildung neben Leistungsgesichtspunkten auch der Wunsch nach baldiger finanzieller Unabhängigkeit sowie die Tatsache, dass das eigene Berufsziel kein Studium erfordert, eine Rolle spielen.“
Über Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten hatten sich die Schülerinnen und Schüler informiert: 95 % der Studienberechtigten haben spätestens zu Beginn des letzten Schuljahres mit der aktiven Informationsbeschaffung begonnen. Allerdings ist es für 43 % der Studienberechtigten schwer, alle sich bietenden Möglichkeiten zu überblicken.
Ein halbes Jahr nach Schulabschluss haben bereits sieben von zehn Studienberechtigten ihre Pläne in die Tat umgesetzt – 52 % der Befragten haben ein Studium und 19 % eine Berufsausbildung aufgenommen. Der andere Teil der Studienberechtigten befindet sich zu diesem Zeitpunkt aus unterschiedlichen Gründen in einer Übergangsphase und hat sich zunächst für ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr, Jobs oder Praktika, einen Auslandsaufenthalt oder einen Bundesfreiwilligendienst entschieden. Für ein Fünftel der Studienberechtigten, die ihre nachschulische Qualifizierung noch nicht begonnen haben, machten Zulassungsbeschränkungen im Wunschfach eine Überbrückung erforderlich.
Besonders beliebte Studienrichtungen sind die Wirtschaftswissenschaften, Maschinenbau sowie Lehramtsstudiengänge. Ihren akademischen Bildungsweg wollen viele Studienberechtigte auch nach dem Erststudium fortsetzen. 46 % der Studienberechtigten, die sich für ein Bachelorstudium entschieden haben oder dies fest einplanen, haben zum jetzigen Zeitpunkt bereits den Master als weiterführendes Studium im Blick.
Die Studienberechtigtenbefragungen des DZHW (ehemals HIS-Institut für Hochschulforschung) sind eine in Dauer und Umfang einmalige Untersuchungsreihe. Seit 1976 befragt das DZHW etwa jeden zweiten Studienberechtigtenjahrgang, um Entscheidungsprozesse und Übergangsverhalten von Schülerinnen und Schülern, die die Hochschulreife erworben haben, zu analysieren. Die Durchführung der Untersuchung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Die Studie ist als Forum Hochschule 6/2014 erschienen und zum kostenfreien Download verfügbar.