Hochschulen entwickeln Charta für gute Lehre
12.6.2013
Rund 30 Hochschulen haben im Rahmen einer Initiative des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft eine Charta guter Lehre erarbeitet. Die Charta ist Ergebnis eines intensiven Austauschs der Beteiligten über ihre jeweiligen Lehr- und Lernerfahrungen. Sie will Antworten auf die Frage geben, was gute Lehre ausmacht, und die Entwicklung zu einer besseren Lehrkultur befördern. Sie sieht sich allerdings nicht als abgeschlossenes Konvolut: Interessierte haben im Internet die Möglichkeit, die einzelnen Kapitel der Charta zu kommentieren.
Mehr als 70 Personen aus rund 30 Hochschulen waren an der Erarbeitung der Charta beteiligt – darunter Lehrende, Studierende, Hochschuldidaktiker(innen), Studienberater(innen), Qualitätsbeauftragte und Vizepräsident(inn)en für Lehre. In einem zweijährigen Prozess diskutierten sie in einem Qualitätszirkel, was gute Lehre ausmacht. Die beteiligten Hochschulen waren Preisträger oder Finalisten im Wettbewerb „Exzellente Lehre“ des Stifterverbands und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Zur Teilnahme eingeladen wurden darüber hinaus die in der Initiative „Bologna – Zukunft der Lehre“ der VolkswagenStiftung und der Stiftung Mercator ausgezeichneten Projekte.
Entstanden ist eine Charta guter Lehre, die in zehn Kapiteln Grundsätze und Leitlinien für eine bessere Lehrkultur formuliert. Flankiert werden diese durch 64 Beispiele aus der Hochschulpraxis. Die ersten drei Kapitel der Charta widmen sich dem Lehren und Lernen im eigentlichen Sinne. Behandelt werden die Aspekte Lehren – Lernen – Prüfen, Beratung und Betreuung sowie Curriculumentwicklung. Es folgen zwei Kapitel, die die Lehrenden in den Fokus rücken und Maßnahmen der Personalentwicklung sowie Motivations- und Anreizsysteme thematisieren. Eine institutionelle Perspektive auf das Thema Hochschullehre nehmen die Kapitel 6-8 ein: Hier werden Fragen der Organisationsentwicklung, des Qualitätsmanagements und der Governancestrukturen diskutiert. Kapitel 9 stellt externe Rahmenbedingungen guter Lehre dar; Kapitel 10 plädiert dafür, die Lehre künftig verstärkt auch zum Gegenstand von Forschung zu machen.
Die Charta sei, so der Stifterverband, „Zeugnis eines Experiments, nämlich, sich mit so vielen Personen aus so unterschiedlichen Hochschulen darauf zu verständigen, was gute Lehre auszeichnet und was für sie benötigt wird“. Die Charta beruhe auf den Erfahrungen der Mitglieder des Qualitätszirkels, nicht auf einem intensiven Literaturstudium. „Die Charta ist das Ergebnis eines Konsensprozesses – und ist doch nicht widerspruchsfrei. Sie ist kein enzyklopädisches Handbuch guter Lehre und enthält auch keine Standards, die sich für ein Lehrrating von Hochschulen eigneten“, betont der Stifterverband.
Für die Beteiligten seien insbesondere der intensive Erfahrungsaustausch und das Ringen um ein gemeinsames Verständnis von guter Lehre bereichernd gewesen. Diesen Diskussionsprozess möchte der Stifterverband daher auch für weitere Interessierte öffnen. Auf der Website des Stifterverbands können die einzelnen Kapitel der Charta mit Anmerkungen und Kommentaren versehen werden. Letztlich liege vielleicht darin das Geheimnis guter Lehre, so der Stifterverband: Dass unter allen beteiligten Akteuren immer wieder neu ausgehandelt werde, was Qualität der Lehre ist. (tm)
Quelle: Stifterverband
Die Charta guter Lehre im WWW
PDF-Download der Charta guter Lehre