Das Wissenschaftssystem befindet sich durch die voranschreitende Digitalisierung sowie durch zunehmende grenz- und fachübergreifende Kooperationen im Wandel. Ein Trend zu Team-Science – einer arbeitsteiligen, netzwerkartigen und zunehmend interdisziplinären Form der Wissensproduktion - erfordert neue Kooperationsfähigkeiten. Auf der anderen Seite bieten digitale Technologien Wissenschaftler*innen die Möglichkeit, in beschleunigter Form Ergebnisse zu teilen, zu kommunizieren oder zu prüfen und über diese Tätigkeiten mit anderen Wissenschaftler*innen in Kontakt zu treten.
Dadurch entstehen neue Praktiken, die auch die Formen der Mobilität von Wissenschaftler*innen verändern. Diese Veränderung hat durch die Corona-Pandemie, die das physische Reisen stark einschränkt, weiter an Dynamik gewonnen. Vor diesem Hintergrund ist eine Neubewertung und Reflexion des Phänomens wissenschaftlicher Mobilität notwendig. Unter den sich wandelnden Bedingungen kann wissenschaftliche Mobilität nicht mehr ausschließlich als physischer Ortswechsel von Individuen verstanden werden. Eine besondere Rolle spielt dabei das Konzept der kognitiven Mobilität von Wissenschaft, das heißt der Themenwechsel von Wissenschaftler*innen über die Zeit. Unklar ist, in welcher Art und Weise derartige Themenwechsel durch Formen physischer Mobilität verändert, d.h. begünstigt oder behindert bzw. durch virtuelle (d.h. durch digitale Technologien vermittelte) Mobilität unterstützt oder irritiert werden.
Ziel des Projekts ist es, das im Wandel begriffene Konzept der Mobilität von Wissenschaftler*innen zu hinterfragen und vor dem Hintergrund des digitalen Wandels neu zu definieren. Es soll thematisieren, wie verschiedene Formen von Mobilität miteinander zusammenhängen und wie bestimmte Mobilitätsformen mit verschiedenen Mustern der Wissensproduktion korrelieren.
Das Projekt ist durch einen breiten methodischen Zugang gekennzeichnet, der einen neuen bibliometrischen Ansatz zur Erfassung des Zusammenhangs von physischer und kognitiver Mobilität mit Elementen qualitativer Forschung und standardisierten Befragungen kombiniert. Ziel des Projekts ist es zudem, aus einem veränderten Verständnis wissenschaftlicher Mobilität heraus, Impulse für die Gestaltung von Förderprogrammen zu generieren.