Die Digitalisierung treibt eine tiefgreifende Veränderung von Strukturen und Prozessen innerhalb der Hochschulen voran. Dies eröffnet zugleich Handlungsspielräume für die Hochschulen. Durch die Digitalisierung lassen sich nicht nur Effizienz- und Qualitätssteigerungen bestehender Prozesse erreichen; zentrale Themen wie Studienorganisation, Hochschullehre und die Administration von Studierenden- und Wissenschaftler*innenmobilität können grundsätzlich neu gedacht werden. Diese veränderten Anforderungen und die entsprechenden Strukturanpassungen tangieren auch den Bereich der Internationalisierung der Hochschulen. Vor den durch die Corona-Pandemie initiierten Umbrüchen wurden die Chancen der Digitalisierung für die Internationalisierung im Hochschulbereich nur relativ zurückhaltend genutzt. Weitestgehend unerforscht ist derzeit, wie die durch die Pandemie massiv verstärkte Digitalisierung die Internationalisierungsstrategien der staatlichen deutschen Hochschulen beeinflusst hat und beeinflussen wird.
Die Frage, in welcher Weise Internationalisierung vor diesem Hintergrund von den Hochschulen als digital unterstützte Entwicklungschance begriffen und gehandhabt wird und welche Ziele, Chancen und Risiken die Hochschulen dabei mit der Digitalisierung verknüpfen, steht im Mittelpunkt der Forschungsagenda dieses Projekts. Erkenntnisziel des Vorhabens ist es, die strategische Perspektive der Hochschulen und ihrer für die Internationalisierung zuständigen Organe und Organisationseinheiten (Vizepräsidien/Prorektorate; International Offices, akademische Auslandsämter, dezentrale Einrichtungen) herauszuarbeiten.
Das Projekt lässt sich dabei von den folgenden Forschungsfragen leiten:
- Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Internationalisierungsstrategien der deutschen Hochschulen und ihre Umsetzung in Lehre und Studium aus?
- Welche Effekte hat die Digitalisierung auf die administrative Dimension der Internationalisierungsstrategie, also die Planung und Umsetzung digitaler Unterstützungsprozesse?
- Welche Konsequenzen ergeben sich durch die Digitalisierung der Internationalisierung für die Entscheidungs- und Kooperationsprozesse in den Hochschulen?
- Wie schätzen die Befragten die aktuelle und zukünftige Entwicklung der Digitalisierungsstrategie im Bereich der Internationalisierung ein?
Zur Beantwortung dieser Fragen wählt die Studie einen qualitativen Mixed-Methods-Ansatz, der eine Diskursanalyse einschlägiger Policy-Dokumente, Expert*inneninterviews mit Verantwortlichen für die Entwicklung und Umsetzung der Internationalisierungsstrategien sowie Gruppeninterviews mit Vertreter*innen ausländischer Kooperationshochschulen und Lehrenden umfasst.
Im Hinblick auf die Zielsetzungen des Projekts wird mit der Fokussierung auf die Strategien der Hochschulen zur Integration digitaler Möglichkeiten in ihre Internationalisierungsstrategien zur Schließung einer bestehenden Forschungslücke beigetragen. Zudem können aus den Ergebnissen Schlussfolgerungen abgeleitet werden, die für die weitere Ausgestaltung von politischen, förderpolitischen und hochschulischen Strategien der Nutzung digitaler Instrumente im Bereich des internationalen Austauschs an den Hochschulen relevant sind.