Verbundleitung: Dr. Cornelia Schendzielorz
TEILPROJEKT A: Theorie und Praxis wissenschaftlicher Autorschaft (DZHW Berlin – Forschungssystem und Wissenschaftsdynamik)
Projektleitung: Dr. Cornelia Schendzielorz,
Projektmitarbeit: Dr. Felicitas Hesselmann, Marcel Knöchelmann
TEILPROJEKT B: Inflationäre Autorschaft (Temir - Text Mining and Retrieval Group, Universität Leipzig)
Projektleitung: Jun.-Prof. Dr. Martin Potthast, https://temir.org/people.html#potthast,
Projektmitarbeit: Lukas Gienapp, Wolfgang Kircheis
TEILPROJEKT C: Stilistische Spuren von Autorschaft (Webis - Web Technology & Information Systems Group, Bauhaus-Universität Weimar)
Projektleitung: Prof. Dr. Benno Stein, https://www.uni-weimar.de/en/media/chairs/computer-science-department/webis/people/#stein
Das Verbundprojekt befasst sich mit der Theorie und Praxis der wissenschaftlichen Autorschaft im 21. Jahrhundert. Die Vorstellungen von Autorschaft unterliegen einem tiefgreifenden Wandel, besonders mit Blick auf veränderte Forschungskonstellationen und Kooperationsverhältnisse in der Wissenschaft, welche die Verhältnisse der Wissensproduktion bedingen. Dieser Wandel zeigt sich beispielsweise in der disziplinübergreifenden Zunahme von Koautorschaft und von Massenkollaborationen, wenn bspw. in der Gravitationswellen-Physik über 1000 Personen als Autoren auf einem Artikel aufgeführt werden. Zusammen mit der zunehmenden Ausdifferenzierung der Arbeitsteilung in material- und technologieintensiven Forschungsfeldern wie beispielsweise den Life Sciences entwickelt sich daraus aktuell eine Debatte darüber, wie die verschiedenen Tätigkeiten der Beteiligten in den Publikationen angemessen gewürdigt werden können.
Neben der Autorschaft werden hier auch von Seiten der Fachzeitschriften, Verlage und Publikationsplattformen „Contributions“-Klassifikationen erprobt, die den spezifischen Beitrag zum Paper ausweisen sollen oder aber mit der namentlichen Nennung in der Danksagung bzw. den Acknowledgements operieren. Im Zuge der fortschreitenden Arbeitsteilung wird mitunter auch der Akt des Schreibens nicht nur innerhalb der Koautoren sehr unterschiedliche aufgeteilt, sondern in manchen Forschungsfeldern auch an professionalisierte „Scientific Writer“ delegiert, die üblicher Weise nicht als Autoren genannt sind. Letzteres steht dem klassischen Konzept der Einheit von Autor und Text diametral entgegen. Diese Befunde indizieren, dass je nach Disziplin dem Schreiben eine sehr unterschiedliche Bedeutung beigemessen wird und werfen Fragen nach der Handhabung und dem Umgang mit sogenannten „Ghost Authors“, den teilweise praktizierten „Guest-“ und „Gift-Authorships“ bzw. der „Ehrenautorschaft“ auf.
Ziel des Projektes ist es, einen Beitrag zur empirischen Beforschung von Autorschaft zu leisten. Anhand quantitativer und qualitativer empirischer Daten wird untersucht, in welcher Weise sich die veränderten und disziplinspezifisch variierenden Produktionsverhältnisse wissenschaftlichen Wissens in der Autorschaft widerspiegeln: Welche Bedeutung wird Autorschaft jeweils zugewiesen? Wie wird Autorschaft verhandelt? Und welche Konflikte können damit einhergehen?
Die Untersuchung wird seitens der Verbundpartner in Weimar (Webis) und Leipzig (Temir) durch algorithmische Autorschaftsanalysen komplettiert https://webis.de/research/science-studies.html. Diese Analyseansätze ermöglichen es die Schreibstile und inflationäre Autorschaft mittels Autor-Profiling und der Textwiederverwendungsanalyse zu erfassen.