Heterogene Berichtsanlässe, ein wachsender sowie zunehmend ausdifferenzierter Kreis an Datennachfragern und die engere Einbindung von Forschungsinformationen in strategische Entscheidungsprozesse für den organisationsinternen Steuerungsbedarf führen zu einer zunehmenden Nutzung komplexer technischer Lösungen und Informationssysteme in der Forschungsdokumentation. Damit erlangt das Tätigkeitsprofil der Forschungsberichterstattung neue Qualitäten: Die Digitalisierung hält Einzug und verändert nachhaltig Arbeitsprozesse und Abläufe sowie Stellenprofile.
Leitende Annahme des Projektvorhabens ist, dass sich im Zuge der Nutzung vernetzter Informationssysteme zur Datenerhebung, -verarbeitung und -analyse sowie der wachsenden Bedeutung der (quantitativen) Leistungsbewertung in der Forschung für organisationstrategische Entscheidungen ein neuer Typus des im Wissenschaftsmanagement tätigen Personals herausbildet. Vor diesem Hintergrund stellt BERTI die folgende übergreifende Fragestellung: Welche beruflichen Rollen bilden sich im Zuge der Verbreitung und Nutzung von digitalen Informationssystemen zur Leistungserfassung und Forschungsberichterstattung an Forschungsorganisationen heraus? Das vorliegende Projekt hat zum Ziel, Projektverantwortliche und Forschungsreferent*innen im Bereich der digital unterstützten Forschungsberichterstattung an deutschen Forschungseinrichtungen, ihre Aufgaben- und Kompetenzprofile sowie Qualifikationen zu analysieren.
Die theoretische Rahmung erfolgt mit dem professionssoziologischen Ansatz von Andrew Abbott und Bezügen auf den Infrastrukturbegriff aus den Science and Technology Studies (STS). Das Studiendesign des Vorhabens beinhaltet qualitative Fallstudien an deutschen und europäischen Einrichtungen mit avancierten, IT- gestützten Forschungsdokumentationen sowie eine breit angelegte, quantitative Erfassung digital unterstützter Praktiken der Forschungsberichterstattung in Deutschland.
Zunächst werden Datenerhebungs-, Verarbeitungs- und Nutzungskontexte der Forschungs-berichterstattung und deren digitale Unterstützung untersucht. Anschließend stehen die personellen Verantwortlichkeiten, organisationale Verankerung und die spezifischen Aufgabenprofile im Bereich der IT-gestützten Berichterstattung im Zentrum sowie die Prozessabläufe und Implementationsdynamiken bei der Einführung von Forschungsinformationssystemen und anderen technischen Umsetzungssystemen der Forschungsdokumentation. In einem weiteren Schritt werden die fachlichen Hintergründe, Qualifikationen sowie die vorhandenen und benötigten Kompetenzen des hiermit befassten Personals detailliert untersucht. Schließlich wird nach den Entwicklungsperspektiven der IT-gestützten Forschungsberichterstattung in Deutschland gefragt. Im Anschluss daran werden Empfehlungen zur Qualifikation und Weiterbildung des neuen Berufsfeldes in Form eines Kompetenzmodells entwickelt.
Im Rahmen einer BMBF-Ausschreibung für Projekte mit Bezug zur Corona-Pandemie als Ergänzung aktueller Vorhaben aus dem BMBF-Förderschwerpunkt Wissenschafts- und Hochschulforschung wird das Projekt BERTI um das Vorhaben GECO ergänzt. Im Fokus stehen die Untersuchung von Umstellungsprozessen in Forschung und Lehre sowie Hochschul- und Wissenschaftsmanagement, welche durch die Corona-Pandemie bedingt sind.