In heutigen Gesellschaften sollen Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen nicht nur Forschung und Lehre betreiben sondern auch Partner und Wissensressource für die Gestaltung gesellschaftlichen Wandels sein. Diese Rolle wird mit globalen Transformationsprozessen verbunden, begleitet von Schlagworten, wie etwa Digitalisierung, Klimawandel und Migration und in dieser Hinsicht kommt den Gesellschaftswissenschaften eine besondere Verantwortung zu. Eine forschungspolitische Erwartung an unabhängigem Handlungswissen äußert sich in nationalen und supranationalen Wissenschafts- und Innovationsstrategien wie dem britischen Research Excellence Framework oder der europäischen Initiative Responsible Research and Innovation, die explizit die Wissenschaft zu greifbaren und gegebenenfalls messbaren „Impact“ auffordern.
Aus mehreren Gründen lässt sich jedoch die gesellschaftliche Wirkung der Sozial- und Geisteswissenschaften nur schwer messen. Im Gegensatz zu etwa Patenten in den Medizin- oder Ingenieurswissenschaften sind gesellschaftswissenschaftlichen Transfers heterogen und oft indirekt erfahrbar und erfolgen eher durch Expertise als aus Ergebnissen eines bestimmten Forschungsprojektes. Außerdem sind die Gesellschaftswissenschaften per Definition in der Begriffserklärung und Charakterisierung desjenigen Gegenstandes verstrickt, den sie gestalten sollen. Nicht zuletzt ist Wissenstransfer nur bedingt in den Reputationslogiken und Begutachtungsverfahren der tradierten akademischen Produktion und Verwertungen abgebildet.
Das Forschungsvorhaben IMPaQT - Indikatorik, Messung und Performanz der Qualitätssicherung: Third-Mission-Tätigkeiten in den Gesellschaftswissenschaften - wird gemeinsam mit dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft bearbeitet. Das Projekt stellt sich zum Ziel, die verschiedenen gesellschaftswissenschaftlichen Tätigkeiten, die sich als „Impact“ begreifen ließen, zu klassifizieren und dabei auch neuartige und übersehene Formen des Transfers zu erfassen. Zentrale Fragestellungen dabei sind: Was sind wissenschaftliche Ansprüche an die Güte im Prozess des Transfers? Und was sind wissenschaftsexterne Erwartungen an die Güte in der Wirkung? Welche davon sind messbar und welche nicht? Es ist es ein Teilziel des Vorhabens, eine Transferindikatorik für die Prozess- und Wirkungsdimension zu entwickeln und diese auf adäquate Mess- und Evaluationsverfahren zu prüfen.