Dieses Projekt untersucht den Zusammenhang zwischen Prozessen der Plattformisierung und der Herausbildung neuer Metriken in der Wissenschaft. Digitale Plattformen modifizieren gegenwärtig vielfach wissenschaftliche Praktiken des Kommunizierens, Informierens und Bewertens. Neue Anbieter wie ResearchGate oder Mendeley erreichen Millionen von Nutzern und verändern die Art und Weise, wie Wissenschaft präsentiert wird.
Eine spezifische Eigenschaft dieser digitalen Plattformen ist es, Infrastrukturen bereitzustellen, die einer Metrifizierung aller auf diesen Plattformen getätigten Informationen und Aktivitäten zugänglich sind. Die daraus resultierenden Prozessdaten sind über neue Anbieter, wie Altmetric.com oder PlumX in aggregierter Form und in Echtzeit verfügbar (Franzen 2015; Gauch and Blümel 2017) und bilden die Grundlage für neue Metriken, die von Wissenschaftlern genutzt und von Organisationen nachgefragt werden. Die Metriken scheinen dabei direkt auf die Steigerung der Aktivitäten auf den Plattformen abzuzielen. Noch ist unklar, in welcher Form sich diese Metriken auf die Wahrnehmung neuer Formen der Onlinekommunikation auswirken, inwiefern sie für die Beachtung wissenschaftlicher Inhalte relevant sind und zur Stabilisierung der digitalen Plattformen beitragen.
Vor diesem Hintergrund fragt das Projekt genauer nach der Rolle von Metriken für die Etablierung dieser wissenschaftlichen Plattformen. Welche Folgen ergeben sich für die Verteilung von Aufmerksamkeit in der Wissenschaft? Das Forschungsprojekt ist an den Schnittstellen zwischen Plattformsoziologie (Gillespie 2010, 2015; van Dijck and Poell 2013) und Infrastructure Studies einerseits und den Soziologien der (Be-)wertung (Lamont, 2012) und Quantifizierung (Espeland and Stevens 2008) andererseits angesiedelt. Metrifizierung, so die Ausgangsüberlegung des Projekts, strukturiert einerseits als Ziel von Plattformkonstrukteuren die Möglichkeiten web-basierten Verhaltens vor und kann andererseits die Attraktivität der Plattformnutzung beeinflussen. Plattformbasierte Metriken stellen daher nicht nur für die quantitative Wissenschaftsforschung, sondern auch für die Bibliometrie eine Herausforderung dar, insofern sie als Alternative zu etablierten Indikatoren und Verfahrensweisen der Bewertung von Forschungsleistung verstanden werden.