Eine der Visionen von ‚Open Science‘ ist es, die Qualität und Effizienz von wissenschaftlicher Forschung zu erhöhen, indem Forschungsdaten, Computercode, und andere Ressourcen die im Verlauf von Forschungsprozessen entstehen, öffentliche zugänglich gemacht werden. Ihre Befürworter*innen argumentieren, dass die breite Verfügbarkeit dieser Ressourcen erstrebenswert sei, um die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen zu unterstützen, die Transparenz von Forschungsprozessen zu steigern, Forschungsmittel effizient einzusetzen, und neue, innovative Formen der Forschung zu ermöglichen. Kritisch für das Erreichen dieser Vision ist die Bereitschaft von Forschungsgruppen, die Ressourcen, die sie erzeugen, weiterzugeben.
Allerdings haben wir bisher nur ein begrenztes theoretische Verständnis davon, was die Weitergabe dieser Ressourcen in verschiedenen wissenschaftlichen Feldern antreibt, und wie sich fachspezifische Formen der Weitergabe erklärt werden kann. Daher zielt die Nachwuchsgruppe darauf ab, zu untersuchen welche feldspezifischen Faktoren die Weitergabe beeinflussen und zu erklären, auf welche Weise diese Faktoren Entscheidungen zu teilen beeinflussen.
Theoretischer Ausgangspunkt des Projektes ist ein Verständnis der Wissenserzeugung in wissenschaftlichen Spezialgebieten als Integration von lokalen und gemeinschaftlichen Prozessen. Wissenschaftliche Gemeinschaften unterscheiden sich darin, wo sie die Grenze zwischen lokaler und gemeinschaftlicher Wissensproduktion ziehen. Um ein besseres Verständnis von feldspezifischen Formen der Weitergabe zu entwickeln, müssen wir deshalb unsere Aufmerksamkeit auf Faktoren richten, die beeinflussen, wo diese Grenze gezogen wird, und auf die Rolle, die die Weitergabe von Ressourcen bei der Konstruktion dieser Grenze einnimmt.
Das Projekt verfolgt einen Mixed-Method Ansatz, der ethnographische Beobachtung, Expert*inneninterviews, Bibliometrie und standardisierte Befragungen miteinander verbindet um feldspezifische Raten der Weitergabe zu bestimmen, sowie kausale Erklärungen dafür zu entwickeln, wie Formen der Wissensproduktion Entscheidungen Ressourcen weiterzugeben beeinflussen.
Ein verbessertes Verständnis der Antriebskräfte für die Weitergabe von Ressourcen in der wissenschaftlichen Forschung, und davon, wie sich wissenschaftliche Spezialgebiete in dieser Hinsicht unterscheiden, wird die Gestaltung effektiverer Richtlinien und Anreize für Open Science ermöglichen, die auf feldspezifische Herausforderungen und Chancen abgestimmt sind.
Das Projekt wird empirische und theoretische Einsichten in die Variation von Formen der Weitergabe zwischen wissenschaftlichen Spezialgebieten generieren. Zusätzlich zielt es auf die Innovation bisheriger Ansätze für feldvergleichende Studien zur Weitergabe in den Wissenschaften ab, indem es Methoden entwickelt, die die Variation relevanter Eigenschaften der Wissensproduktion innerhalb und zwischen wissenschaftlichen Spezialgebieten erfassen.