Publikationen in Zeitschriften mit Peer Review sind nicht nur die aktuelle Währung in der Wissenschaft, sondern gelten darüber hinaus als entscheidender Ausweis von wissenschaftlicher Qualität sowie als Messlatte für wissenschaftliche Erkenntnis. Zwar ist das Peer-Review-Verfahren vielfach kritisiert worden. Die Kritik hat jedoch bislang kaum etwas an diesen Annahmen oder gar an der Verbreitung des Peer Review verändert. Dies gilt insbesondere für das Selbstverständnis der Zeitschriften, die – teils unter Einsatz technologischer Infrastrukturen – entsprechende Verfahren entwickelt haben und befolgen, um wissenschaftliche Qualität zu bewerten und zu garantieren. Doch welche Vorstellung von wissenschaftlicher Qualität steht hinter diesen Verfahren? Und wie werden Qualitätsvorstellungen in Verfahren und Infrastrukturen eingeschrieben, stabilisiert und erlangen auf diese Weise Geltung?
Das Projekt beschäftigt sich mit diesen Fragen, indem Peer Review als Bewertungsverfahren in Form von mehreren miteinander verknüpften Bewertungsprozessen operationalisiert wird. Konkret lassen sich hier die Auswahl geeigneter Gutachtender durch den Herausgeber, die eigentliche Begutachtung des Manuskripts durch die Gutachtenden und die abschließende Entscheidung des Herausgebers, die sowohl eine Bewertung der Gutachten als auch des Manuskripts einschließt, voneinander unterscheiden. Wie schließen diese einzelnen Prozesse aneinander an? Und wie können unterschiedliche Qualitätsvorstellungen in den einzelnen Prozessen miteinander in Einklang gebracht werden, sodass es möglich wird, ein abschließendes Urteil zu fällen?
Das Projekt untersucht die Ausgestaltung von Peer Review-Verfahren von ausgewählten Zeitschriften aus unterschiedlichen Disziplinen, indem (1) mittels einer Websiterecherche die Selbstdarstellung des jeweiligen Peer Review-Prozesses erhoben wird und (2) mit den Herausgebern Interviews über ihre Vorstellung wissenschaftlicher Qualität und Qualitätssicherung geführt werden.
Ziel des Projekts ist es zu untersuchen, wie Vorstellungen von wissenschaftlicher Qualität in Bewertungsverfahren übersetzt werden, um auf diese Weise Einsichten in die Rolle von Zeitschriften in der wissenschaftlichen Erkenntnisproduktion zu gewinnen.