Die Professur als selbstverständliches, archetypisches Element hochschulischer Bildungseinrichtungen hat den Charakter einer kleinen Institution, d.h. eines historisch langlebigen, unhinterfragten Rollen- und Strukturmusters. Die Institution wird als Stelle in der Organisation Hochschule verankert; in Deutschland ist die Professur der wichtigste Stellentypus im Hochschulsystem überhaupt. In den letzten etwa anderthalb Jahrzehnten mehren sich die Anzeichen dafür, dass sich bei der über lange Zeiträume relativ homogenen Stelle eine Binnendifferenzierung vollzieht und unterschiedliche Typen von Professuren zu unterscheiden sind.
Das Projekt untersucht erstens Art und Ausmaß einer möglichen Binnendifferenzierung der Professur, zweitens relevante Ursachen und Einflussfaktoren auf den Differenzierungsprozess und drittens Wirkungen und Folgen mit Blick auf die Erwartungen an die Professur, ihre Ausstattung, Aufgabenwahrnehmung, organisationale Einbettung und Vernetzung. Besondere Schwerpunkte liegen dabei auf Open-Topic-Professuren, Gender-Professuren, Stiftungsprofessuren, Professuren aus Gemeinsamen Berufungen mit außerhochschulischen Forschungsreinrichtungen und Shared Professorships in einer Kooperation von Hochschulen und Unternehmen. Methodisch werden Analysen der rechtlichen Rahmenbedingungen im Zeitverlauf und eine Diskursanalyse einschlägiger Periodika mit Hochschulbezug (insbesondere duz, Forschung & Lehre, Die neue Hochschule) mit leitfadengestützten Expert(inn)eninterviews und sekundärstatistischen Auswertungen zur Wissenschaftlerbefragung 2016 am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) kombiniert.
Zentrale Ziele der Projektarbeiten sind Präsentationen erster Projektergebnisse in Vorträgen und Publikationen sowie die Erarbeitung eines Drittmittelantrags für ein erweitertes Projekt in diesem Themenfeld.
Das interdisziplinär angelegte Projekt wird in Kooperation zwischen dem DZHW und dem Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht an der Leibniz Universität Hannover (Prof. Dr. Volker Epping) am Leibniz Center for Science and Society (LCSS) durchgeführt.