Das Projekt "Reflexive Bibliometrie" untersucht, inwieweit Leistungsbewertung und Indikatorik von Forschung zu Anpassungsprozessen im Verhalten der betroffenen Akteur*innen führen. Im Fokus steht die Performativität von neuen Metriken und der Einfluss auf die Wertzuschreibungspraktiken von Forscher*innen. Damit knüpft das Projekt an aktuelle Diskussionen um „altmetrics“ als alternative Messung und Bewertung von Leistung in der Wissenschaft jenseits von Zitationsindices an.
Als besonders interessanten Fall untersucht das Projekt akademisch orientierte Social Media Plattformen. Diese Plattformen zeichnen sich dadurch aus, dass die Aktivitäten auf den Plattformen selbst gemessen und für alle Nutzer*innen sichtbar mit einem Score versehen und als wissenschaftliche Leistung bewertet werden. Hier können also Momente der vergleichenden Bewertung durch die Nutzer*innen identifiziert und begutachtet werden. Akademische Social Media Plattformen haben ein neues Bewertungsverfahren etabliert, da sie neben dem eigentlichen Publikationsoutput das Teilen wissenschaftlicher Inhalte und das Vernetztsein innerhalb der scientific community mit in die personengebundene wissenschaftliche Leistungsbewertung aufnehmen. Gleichzeitig zielen diese neuen Wertordnungen scheinbar direkt auf Interaktion der Nutzer*innen mit der Plattform.
Ziel des Projekts ist es, die Performativität der plattformspezifischen Metriken in der Leistungsbewertung von Forscher*innen zu analysieren. Einerseits wird untersucht, wie die Nutzer*innen mit der Plattform interagieren, andererseits liegt der Fokus darauf, wie sich die Aktivitäten auf die Bewertung von wissenschaftlicher Leistung und damit auf die wissenschaftliche Wissensproduktion auswirken.
Somit integriert das Projekt aktuelle Diskussionen um Altmetrics mit Ansätzen einer Soziologie des Wertens und Bewertens sowie Forschung zum quantifizierten Selbst und der Plattformsoziologie.