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Begutachtung in der Krise?

Exploration eines systematischen Ansatzes für die Wissenschaftsforschung

Projektbeginn: 01.05.2017 - Projektende: 30.04.2019

Selbst- und Fremdsteuerung von Wissenschaft ist in erheblichem Maße auf Begutachtungsprozesse angewiesen, in denen Fachexpert*innen die Qualität von wissenschaftlicher Arbeit bewerten. Dieses Peer-Review-Verfahren ist als das zentrale Instrument wissenschaftlicher Qualitätssicherung sehr umstritten. Seit langem sind die Klagen zur Überlastung, Befürchtungen der Korrumpierung des Systems sowie Zweifel, ob dessen prinzipieller Funktionstüchtigkeit im wissenschaftspolitischen Diskurs omnipräsent. Ihm wurde unter anderem Partikularismus, Konservatismus, Fehleranfälligkeit und Ineffizienz vorgeworfen. Gleichwohl sind Peer-Review-Verfahren nach wie vor der etablierte Standard für qualitative Bewertungen wissenschaftlicher Leistung und scheinen bisher alternativlos.

Das Projekt befasst sich mit den vielfältigen Bewertungs- und Begutachtungsprozessen, die das Wissenschaftssystem auf verschiedenen Ebenen durchziehen und nimmt besonders deren Herausforderungen und Dilemmata in den Blick. Anhand von konkreten Fallbeispielen sollen in einer praxeologischen Analyse Bewertungspraktiken untersucht werden, um Verfahrensschritte sowohl in ihrer Konzeption als auch in ihrem Ablauf und der sich im praktischen Vollzug entfaltenden Dynamik differenziert zu erfassen. Zentrale Referenzen sind die breite Peer-Review-Forschung sowie die aktuellen Arbeiten im Rahmen der Sociology of valuation. Zudem lässt sich an die vielfältigen u.a. vom DZHW und iFQ durchgeführten Studien anschließen, in denen Begutachtungsprozesse im Zuge der Publikation in wissenschaftlichen Zeitschriften, der Akquise von Drittmitteln im Rahmen von Einzelförderungen ebenso wie von Verbundprojekten (SFBs, Exzellenzinitiativen u.a.) sowie im Rahmen von Qualifikationsarbeiten und Berufungsverfahren systematisch untersucht werden. Mit diesem Forschungsansatz gliedert sich das Projekt in das Themenfeld Bewertungspraktiken in der Wissenschaft ein.

Ziel des Projektes ist eine systematische Verfahrensanalyse von Begutachtungsprozessen in der Wissenschaft, um relevante Parameter zur Differenzierung und Typologisierung von Bewertungsverfahren herauszuarbeiten. Dabei fokussiert die Untersuchung die Relationen, in denen die Evaluationsverfahren zueinander stehen, um in der vergleichenden Analyse systematische Zusammenhänge und Anschlüsse verschiedener Verfahrensschritte zu ergründen, die für die Funktionstüchtigkeit des Begutachtungssystems in der Wissenschaft entscheidend sind.

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Publikationen

Sichtbarkeitskonstellationen im Journal Peer Review - Konsequenzen von In/Transparenz in wissenschaftlichen Bewertungsverfahren.

Hesselmann, F., Schendzielorz, C., & Krüger, A. (2021). Sichtbarkeitskonstellationen im Journal Peer Review - Konsequenzen von In/Transparenz in wissenschaftlichen Bewertungsverfahren. In O. Berli, S. Nicolae, & H. Schäfer (Hrsg.), Bewertungskulturen (S. 71-92). Wiesbaden: Springer VS.

Rhetorical power in evaluations: tracing the construction of value-measurement links in debates on societal impact.

Hesselmann, F., & Schendzielorz, C. (2021). Rhetorical power in evaluations: tracing the construction of value-measurement links in debates on societal impact. In Dahler-Larsen, P. (Hrsg.), A Research Agenda for Evaluation (S. 209-224). Cheltenham: Edward Elgar.

The lottery in Babylon—On the role of chance in scientific success.

Reinhart, M., & Schendzielorz, C. (2020).
The lottery in Babylon—On the role of chance in scientific success. Journal of Responsible Innovation.
Vorträge

Wie wirkungsmächtig sind Zahlen? Aktuelle Befunde aus der Soziologie der Quantifizierung.

Schendzielorz, C., Ringel, L., & Reinhart, M. (2020, September). Wie wirkungsmächtig sind Zahlen? Aktuelle Befunde aus der Soziologie der Quantifizierung. Vortrag auf dem Kongress Gesellschaft unter Spannung. 40 Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie., Deutsche Gesellschaft für Soziologie, TU Berlin, HU Berlin, FU Berlin., Berlin, Deutschland.
Abstract

In der modernen Gesellschaft sind Zahlen, Ziffern, Metriken und Matrizen ein omnipräsentes Phänomen: Ob Fitness-Apps, mittels derer man die Entwicklung der eigenen Leistungsfähigkeit überwachen kann, Sporttabellen, die darüber Aufschluss geben, wer im Wettbewerb um den Meistertitel oben steht; Bevölkerungsstatistiken, die es Staaten erlauben ihre eigene Entwicklung zu überwachen; Preisbildungen auf Märkten, Ratings, die Auskunft über die Bonität eines Landes geben, Benchmarks von Unternehmen oder Hochschulrankings, die in jährlichen Abständen die Exzellenz von Universitäten vergleichen – auf vielfältige Art werden Individuen, Gruppen, Organisationen und Staaten vermessen in metrischen Systematiken platziert und mittels Zahlen bewertet.

" Une infrastructure de réfléxivité " , Réseaux thématique " Science et technique en société " .

Marguin, S., & Schendzielorz, C. (2019, August).
" Une infrastructure de réfléxivité " , Réseaux thématique " Science et technique en société " . Vortrag auf dem 8ième congrès der Association francaise de sociologie : Classé, déclasse, reclasser, 27.08.2019 – 30.08.2019, Aix en Provence, France.