Studieninteressierte Geflüchtete stehen vor zusätzlichen Herausforderungen im Vergleich zu traditionellen oder anderen internationalen Studierenden. Auch für die Bildungsinstitutionen bringt eine bedarfsgerechte Adressierung dieser Zielgruppe besondere Herausforderungen mit sich. Dabei ist die Integration in höhere Bildung eine besondere Möglichkeit Zugehörigkeiten und Perspektiven zu schaffen. Das Forschungsvorhaben untersucht erstmalig für die deutsche Hochschulforschung die Bedingungen erfolgreichen Studienzugangs für studieninteressierte Geflüchtete. Unter Einbeziehung aktueller migrations- und bildungssoziologischer Ansätze sucht die Studie Antwort u.a. auf folgende Fragestellungen:
- Welche Bedeutung hat der Zugang zu höherer Bildung für die Geflüchteten und wie finden sie Zugang zu einem Studium in Deutschland?
- Von welchen individuellen, sozialen und institutionellen Faktoren hängt eine erfolgreiche Studienvorbereitung und Studieneinstiegsphase ab?
- Wie beeinflussen Aspekte des institutionellen, rechtlichen Kontextes und der Lernumwelt (z.B. diversity climate) die Studienvorbereitung und die Bildungsaspirationen der Geflüchteten?
- Welche Probleme der Passung von Bildungshabitus und Lernumwelten sind für die Gruppe der Geflüchteten von besonderer Relevanz?
- Welche Rolle spielen Kriegs-, Verfolgungs- und Fluchterfahrungen für den Verlauf der Studienvorbereitung? Und welche Aspekte beeinflussen die Resilienz und das Wohlbefinden der studieninteressierten Geflüchteten?
- Welche Rolle spielt die Intersektion verschiedener Kategorisierungen (Geschlecht, soziale Herkunft, Asylstatus, etc.)?
Das Forschungsvorhaben konzeptualisiert die Studienvorbereitung und den Studieneinstieg als einen Passungsprozess, dessen Verlauf von individuellen Studienvoraussetzungen und Vorbereitungsaktivitäten einerseits und strukturellen sowie institutionellen Bedingungen andererseits bestimmt wird. Das Projekt kombiniert qualitative und quantitative Forschungsmethoden um diesen Prozess zu untersuchen (Mixed-Methods-Ansatz). Geplant sind Experteninterviews sowie episodische Interviews mit studieninteressierten Geflüchteten zur Exploration des Forschungsgegenstandes. Es werden parallel ein quantitatives und ein qualitatives Panel von Menschen in studienvorbereitenden Kursen an fünf unterschiedlichen Universitätsstandorten aufgebaut. Das quantitative Panel wird drei Befragungswellen umfassen. Darüber hinaus erfolgen die Befragung Lehrender zur Erfassung einer weiteren Perspektive und von zentralen Aspekten der Lernumwelten sowie die Analyse statistischer Daten des DAAD und seiner Partnerorganisationen zur quantitativen Schätzung erfolgreicher Studienvorbereitung und Studienaufnahme Geflüchteter. Die Triangulation der Befunde soll der Ermittlung der Ursachen erfolgreicher Übergänge in ein Studium sowie der nachhaltigen Verbesserung effektiver Zugangswege dienen.