Der Einzug des „New Public Management“ in den deutschen Hochschulbereich ging einher mit einer Vielzahl an neuen Zielen für die Hochschulen, deren Erfüllung zur Legitimation dieser Einrichtungen vorausgesetzt wurde. Um die Erfüllung dieser Ziele überprüfbar zu machen, wurde in den letzten zwei Jahrzehnten eine breite Palette von quantitativen Leistungs- und Belastungsindikatoren an den Hochschulen eingeführt.
In vielen Fällen sind die eingeführten Kenngrößen bislang ohne ausreichende theoretische Herleitung und empirische Validierung geblieben. Hinzu kommt, dass verschiedene Indikatoren- und Kennzahlensets in voneinander entkoppelter Form auf den unterschiedlichen Organisations- und Entscheidungsebenen des Hochschul- und Wissenschaftssystems Verwendung gefunden haben und finden. Insbesondere steht eine Beobachtung und Erklärung von Zusammenhängen zwischen Indikatoren der verschiedenen Leistungsdimensionen der Hochschulen aus.
Hier setzt das vorliegende Projekt an, das die Rolle von Indikatoren bei der Leistungsmessung und -beurteilung von Universitäten mit einem Fokus auf die Kernprozesse von Forschung und Lehre untersucht. Bei der Analyse von indikatorengestützten Formen der Leistungsmessung in Forschung und Lehre stehen drei Bereiche im Mittelpunkt:
Erstens werden zentrale Leistungsdimensionen von Forschung und Lehre identifiziert und systematisiert. Ausgehend von einer kritischen Analyse des Leistungsbegriffs im Hochschulkontext und des Diskurses um die grundsätzlichen Möglichkeiten und Restriktionen der Abbildung wissenschaftlicher Leistungen wird der Frage nachgegangen, welche Indikatoren geeignet sind, Messungen in den relevanten Bereichen der Leistungserstellung zu ermöglichen und dabei zugleich der Unterschiedlichkeit der untersuchten Einrichtungen, bspw. hinsichtlich ihrer Ausstattung, Rechnung zu tragen. Dabei wird an bereits vorliegende Ergebnisse aus DZHW-Projekten, bspw. zur Spezifikation des Kerndatensatz Forschung, angeknüpft.
Zweitens sollen die Nutzungszusammenhänge von Leistungsindikatoren untersucht werden. Im Mittelpunkt stehen hier die Intentionen und Handlungslogiken von Akteur*innen, die mit der Entwicklung, der Pflege und dem Einsatz von Instrumenten der Leistungsmessung befasst sind.
Drittens geht es um die Wechselwirkungen zwischen den Leistungsbereichen bzw. den diese abbildenden Indikatoren. Angesprochen sind hier sowohl die Wechselwirkungen zwischen Indikatoren innerhalb des Lehr- bzw. Forschungsbereichs als auch die Interrelationen zwischen lehr- und forschungsbezogenen Indikatoren.
Im Mittelpunkt der Projektarbeiten steht die Analyse von Leistungen organisatorischer Teile von Hochschulen, z. B. von Arbeitsgruppen, Instituten und Fachbereichen. Die Durchführung der Projektarbeiten erfolgt nach dem Mixed-Method-Ansatz, der neben der empirischen Auswertung eines geeigneten Datensets auch Literatur- und Dokumentenanalysen, Online-Befragungen und Workshops mit unterschiedlichen Akteur*innen des Wissenschaftssystems beinhaltet. Für die Bereitstellung einer geeigneten Datenbasis sowie zur Sicherung einer nachhaltigen Ergebnisverwendung werden im Rahmen des Projekts Kooperationen mit einzelnen Universitäten angestrebt. Als Ergebnis ist u.a. die Entwicklung eines Indikatorenmodells vorgesehen, das die für Universitäten wesentlichen Leistungsbereiche integriert.