Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Wettbewerbs zwischen nationalen Wissenschaftssystemen und deren Organisationen rückt die Frage nach dem Zusammenhang von Forschungsgovernance und Forschungsperformanz zunehmend in den Mittelpunkt sowohl der Wissenschaftspolitik als auch der Hochschul- und Wissenschaftsforschung.
In der Wissenschaft werden Fragen nach der Governance und Performanz von Forschung vor allem in zwei wenig miteinander in Beziehung stehenden Forschungsfeldern aufgegriffen: Zum einen in der quantitativ ausgerichteten Performanzforschung, die vor allem wissenschaftsstatistische und bibliometrische Daten analysiert und vergleichend auswertet, zum anderen in der qualitativ orientierten Governanceforschung, die die intentionalen Gestaltungsakte wissenschaftspolitischer Akteur*innen nicht isoliert, sondern in einem Interdependenzraum zwischen verschiedenen Akteur*innen mit unterschiedlichen Zielen und Interessen betrachtet und unterschiedliche Governance-Mechanismen der Handlungskoordination herausgearbeitet hat. So werden beispielsweise im Modell des "Governance-Equalizers" (de Boer / Enders / Schimank 2008) fünf analytische Dimensionen herausgestellt: staatliche Regulierung, Außensteuerung (z.B. durch Hochschulräte), akademische Selbstorganisation, hierarchische Selbststeuerung und Wettbewerb.
Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts steht die international vergleichende, fünf Länder (Deutschland, Dänemark, England, Frankreich, Niederlande) umfassende Untersuchung des Zusammenhangs von Forschungsgovernance und Forschungsperformanz auf drei miteinander in Beziehung stehenden Analyseebenen: 1. der Makro-Ebene nationaler Wissenschaftssysteme, 2. der Meso-Ebene von Forschungsorganisationen und 3. der Mikro-Ebene des Forschungshandelns von Forscher*innen.
- Welche Governanceregime, -instrumente und -maßnahmen und welche Strukturbesonderheiten sind für die ausgewählten nationalen Forschungssysteme kennzeichnend? Inwieweit unterscheiden sich die nationalen Wissenschaftssysteme hinsichtlich Ihrer Forschungsperformanz? (Makro-Ebene)
- Wie werden – exemplarisch anhand ausgewählter Organisationen – die nationalen Governance-Frameworks von Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen "verarbeitet", d.h. umgesetzt oder unterlaufen? Wie wirkt sich dies wiederum auf die organisationale Performanz aus? (Meso-Ebene)
- Inwieweit prägt die organisationale Umsetzung nationaler Governance-Frameworks die Forschungsbedingungen und das Forschungshandeln der Mitglieder von Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen (Mikro-Ebene)?
Den obigen Forschungsfragen wird im Rahmen eines Mixed-Methods-Designs nachgegangen, bei dem sowohl qualitative (Dokumentenanalysen und Leitfadeninterviews) als auch quantitative Methoden (Wissenschaftsstatistik, Bibliometrie, Online-Befragung) zum Einsatz kommen.