In den letzten Jahren wurden zu zahlreichen Themen der Wissenschafts- und Innovationsforschung neue Forschungsdaten gesammelt – von international vergleichenden Informationen über Forschung und Entwicklung über Patentanmeldungen von Unternehmen und Leistungen von Hochschulen bis zu Daten über die Entwicklung einzelner Forschungsgebiete wie beispielsweise der Nanowissenschaften. Darüber hinaus haben sich die informationstechnischen Möglichkeiten zur Sammlung, Aufbereitung und Analyse solcher Daten rasant entwickelt. Allerdings befinden sich gegenwärtig die meisten der entsprechenden Datenbanken häufig im exklusiven Besitz der jeweiligen Unternehmen, Forschungseinrichtungen oder Hochschulen. Der Zugang von außen ist meistens begrenzt.
Im Rahmen des Projekts "RISIS" schließen sich nun einige Hersteller und Nutzer von Forschungsdaten zusammen, um auf Basis der jeweiligen Datenbanken eine gemeinsame Forschungsinfrastruktur zu entwickeln. Durch eine solche Forschungsinfrastruktur auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationsforschung sollen die Verfügbarkeit von und der Zugang zu relevanten Forschungsdaten insgesamt verbessert werden. Gleichzeitig sollen auch der Austausch und die Nutzbarkeit der Daten durch Standardisierung, Harmonisierung und Qualitätssicherung erhöht werden. RISIS wird somit auch neue Projekte der Wissenschafts- und Innovationsforschung ermöglichen und datengestützte Politikentscheidungen begünstigen.
RISIS verfolgt insgesamt drei Ziele:
- Vernetzung von unterschiedlichen Akteuren der Wissenschafts- und Innovationsforschung und Bildung einer gemeinsamen Forschungsdateninfrastruktur,
- Erhöhung der externen Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der Datenbestände und
- Durchführung gemeinsamer Forschungsaktivtäten unter Nutzung der Forschungsinfrastruktur und mit dem Ziel, diese weiter zu verbessern und geeignete Softwarelösungen zu entwickeln.
Datenbanken aus drei thematischen Themenfeldern sollen für die breitere Nutzung geöffnet werden.
- Datensätze zu Universitäten und Karriereverläufen:
- Leiden Ranking mit einem Schwerpunkt auf dem Forschungsoutput der größten Universitäten,
- EUMIDA / ETER mit Informationen aus einem europaweiten Zensus von Universitäten,
- MORE mit Daten zur Mobilität von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und
- ProFile-Promovierendenpanel mit Daten zu Karriereverläufen von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern in Deutschland.
- Datensätze zu europäischen/internationalen Kooperationen und feldspezifischen Dynamiken:
- EUPRO mit Daten aus größeren Forschungskollaborationen, die durch das EU-Forschungsrahmenprogramm finanziert werden,
- Nano mit Informationen über neue wissenschaftliche und technologische Bereiche und
- JOREP mit Daten über die internationale Zusammenarbeit von unterschiedlichen Akteuren der Forschungsförderung.
- Datensätze zu Innovationsleistungen:
- Corporate Invention Board (CIB) mit Daten zu den Innovationsaktivitäten der 2000 größten Unternehmen und
- VICO mit Informationen zur Bildung von Wagniskapital.
Die Öffnung dieser Datensätze erfordert jedoch zunächst eine Klärung der erforderlichen technischen, rechtlichen und inhaltlichen Rahmenbedingungen.
Die Forschungsinfrastruktur soll im Rahmen des Projekts auch für die eigene Forschung im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprogramms genutzt werden. Addressiert werden sechs thematische Schwerpunkte: Unternehmensinnovationen, Forschung im öffentlichen Sektor, Personal- und Karriereentwicklung, Europäisierung und Dynamiken des Europäischen Forschungsraums, Evaluation und Datenverarbeitung.
Die Forschungsinfrastruktur soll auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zugänglich sein, die selbst nicht am Projekt beteiligt sind. Daher soll im Rahmen von RISIS ein Fortbildungsprogramm entwickelt und angeboten werden, das sich an Interessierte aus der Wissenschafts- und Innovationsforschung richtet und diese mit den Inhalten und technischen Möglichkeiten der Forschungsinfrastruktur vertraut macht.