Wissenschaft belohnt Erkenntnis mit Reputation und Karriereoptionen. Dafür überschreiten Forscher Grenzen – aber nicht immer gültigen Wissens und nicht immer im Rahmen des Erlaubten. Dies führen nicht zuletzt die inzwischen mit Regelmäßigkeit auftretenden und medial diskutierten Plagiatsfälle öffentlicher Personen und berühmter Wissenschaftler vor Augen. Studien liefern Hinweise darauf, dass das wissenschaftliche Ethos auf die Gemeinschaft der Forscher weniger disziplinierend wirkt als erhofft. Wenig bekannt ist indes über die Motive für solches Fehlverhalten sowie die Wirksamkeit der Präventions- und Sanktionsinstrumente, welche die Wissenschaft zu dessen Begegnung entwickelt hat. Das Projekt "Beschämte Wissenschaft – Reintegration vs. Stigmatisierung von Fehlverhalten" analysiert diese sich zum Teil gerade erst entwickelnden Verfahren zur Regulierung von Mindestanforderungen an die Qualität von Forschungsarbeiten und nimmt zudem auch mögliche nicht-intendierte Effekte von solchen Verfahren in den Blick, die eigentlich bestmögliche Forschungsqualität fördern sollen. Theoretisch ordnet sich das Vorhaben in die beiden soziologischen Teilgebiete der Wissenschaftsforschung sowie der Soziologie abweichenden Verhaltens resp. Kriminologie ein. Ausgehend von bibliometrischen Analysen von zurückgezogenen Artikeln (sog. retractions) und ergänzenden Dokumentenanalysen soll zunächst eine Typologie von Karrieren unredlicher Forscher entwickelt werden. Daran anschließend soll mittels Interviews analysiert werden, mit welchen Strategien institutionelle Akteure des Wissenschaftssystems wie Fachzeitschrifteneditoren, Ombudspersonen sowie Forschungsförderer auf Fehlverhalten reagieren. In Kombination sollen die Ergebnisse zu einem besseren Verständnis beitragen, ob und wie das wissenschaftliche Selbststeuerungspotenzial zur Begegnung von Fehlverhalten beiträgt.
(Förderkennzeichen: 01PY13009)
Beschämte Wissenschaft – Reintegration vs. Stigmatisierung von Fehlverhalten
Projektbeginn: 01.01.2014 - Projektende: 31.05.2017
Cycles of Invisibility: The Limits of Transparency in Dealing with Scientific Misconduct.
Hesselmann, F., & Reinhart, M. (2021). Cycles of Invisibility: The Limits of Transparency in Dealing with Scientific Misconduct. Social Studies of Science, 51(3), 414-438. https://doi.org/10.1177/0306312720975201Sanctions for plagiarism, falsification and fabrication in research are primarily symbolic. This paper investigates sanctions for scientific misconduct and their preceding investigation processes as visible and legitimate symbols. Using three different data sources (retraction notices, expert interviews, and a survey of scientists), we show that sanctions for scientific misconduct operate within a cycle of visibility, in which sanctions are highly visible, while investigation and decision-making procedures remain mostly invisible. This corresponds to high levels of acceptance of sanctions in the scientific community, but a low acceptance of the respective authorities. Such a punitiveness in turn exacerbates confidentiality concerns, so that
" Problematisch wird es dort, wo sich Wissenschaft und Gesellschaft berühren " : Interview mit Felicitas Heßelmann zu Fehlverhalten in der Wissenschaft.
Heßelmann, F. (19. Januar 2021). "Problematisch wird es dort, wo sich Wissenschaft und Gesellschaft berühren": Interview mit Felicitas Heßelmann zu Fehlverhalten in der Wissenschaft [Blogbeitrag]. Abgerufen von https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/fehlverhaltenGizasks: What Is the Biggest Scientific Fraud of the Past 50 Years?
Hesselmann, F. (23. November 2020). Gizasks: What Is the Biggest Scientific Fraud of the Past 50 Years [Blogbeitrag]. Abgerufen von https://gizmodo.com/what-is-the-biggest-scientific-fraud-of-the-past-50-yea-1845737669Fragmentierte Sichtbarkeiten: Visualität, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit beim Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten.
Hesselmann, F., & Reinhart, M. (2020).Fragmentierte Sichtbarkeiten: Visualität, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit beim Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten. Kriminologisches Journal, 52(1), 6-20.
Chinese super science cyborgs: racialised narratives of research misconduct.
Hesselmann, F. (2019).Chinese super science cyborgs: racialised narratives of research misconduct. [Blogeintrag]. Abgerufen von https://www.identitiesjournal.com/blog-articles/chinese-super-science-cyborgs-racialised-narratives-of-research-misconduct.
Fraud and Misconduct in Research: Detection, Investigation, and Organizational Response by Nachman Ben-Yehuda and Amalya Oliver-Lumerman.
Reinhart, M. (2019).Fraud and Misconduct in Research: Detection, Investigation, and Organizational Response by Nachman Ben-Yehuda and Amalya Oliver-Lumerman. American Journal of Sociology , 124(5), 1598-1600.
Die simulierte Moral. Fehlverhalten und Sanktion in der Wissenschaft.
Heßelmann, F. (2019).Die simulierte Moral. Fehlverhalten und Sanktion in der Wissenschaft. In Joller, S., & Stanisavljevic, M. (Hrsg.), Moralische Kollektive. Theoretische Grundlagen und empirische Einsichten (153-176). Wiesbaden: Springer VS.
Science and its Others: Examining the discourse about scientific misconduct through a postcolonial lens.
Hesselmann, F. (2018).Science and its Others: Examining the discourse about scientific misconduct through a postcolonial lens. Identities: Global Studies in Culture and Power, 26(4), Taylor & Francis, 393-411.
The visibility of scientific misconduct: A review of the literature on retracted publications.
Hesselmann, F., Graf, V., Schmidt, M., & Reinhart, M. (2017).The visibility of scientific misconduct: A review of the literature on retracted publications. Current Sociology, Volume: 65 issue: 6, 814-845.
Anwendung rekonstruktiver Verfahren bei der Analyse von Online-Kommentaren.
Graf, V. (2016).Anwendung rekonstruktiver Verfahren bei der Analyse von Online-Kommentaren. In D. Schiek & C. G. Ullrich (Hrsg.), Qualitative Online-Erhebungen: Voraussetzungen – Möglichkeiten – Grenzen (S. 85-110). Wiesbaden: Springer VS.
The impact of published incorrect scientific information on the knowledge production of scientific communities.
Gläser, J., Kienemund, T., Liesegang, L., & Schmidt, M. (2019, Juni).The impact of published incorrect scientific information on the knowledge production of scientific communities. Vortrag auf der 6th World Conference on Research Integrity 2019, Hong Kong, 02.-05.06.2019.
Wenn Forscher fälschen. Wie soll die Wissenschaft mit schwarzen Schafen umgehen?
Hesselmann, F. (2019, April).Wenn Forscher fälschen. Wie soll die Wissenschaft mit schwarzen Schafen umgehen? Podiumsdiskussion in der Reihe Max-Planck-Forum Spezial " Freiheit und Verantwortung der Wissenschaft " , 09.04.2019 Berlin.
How does the diffusion of incorrect information affect the production of scientific knowledge?
Gläser C., Kienemund T., Liesegang L., & Schmidt M. (2018, November).How does the diffusion of incorrect information affect the production of scientific knowledge? Poster-Präsentation auf dem International Workshop „Independence of Research”, Technische Universität Berlin, 15.-16. November 2018, Berlin.
Das Bildliche, das Visuelle und das Wahrnehmbare: Begriffliche Überlegungen zur Sichtbarkeit in der Kriminologie.
Heßelmann, F., & Reinhart, M. (2018, März).Das Bildliche, das Visuelle und das Wahrnehmbare: Begriffliche Überlegungen zur Sichtbarkeit in der Kriminologie. Vortrag auf der Tagung " Kriminologie des Visuellen: Ordnungen des Sehens und der Sichtbarkeit im Kontext von Kriminalitätskontrolle und Sicherheitspolitiken. " 22.-23.03.2018, Bielefeld.
Visibility concerns, invisible institutions and the making of misconduct scandals.
Heßelmann, F., & Reinhart, M. (2018, Februar).Visibility concerns, invisible institutions and the making of misconduct scandals. Vortrag auf der PRINTEGER European Conference on Research Integrity, 05.-07.02.2018, Bonn.
The symbolic creation of community: Legitimizing punishments in science.
Heßelmann, F. (2017, Januar).The symbolic creation of community: Legitimizing punishments in science. Vortrag auf der 3. DiscourseNet Winter School " Discourse, Ideology, and Political Economy " , 17.-19.01.2017, Valencia, Spanien.
Die Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis als 'White Man's Burden'? Ökonomisierungskritik und kultureller Rassismus im Diskurs über wissenschaftliches Fehlverhalten.
Heßelmann, F. (2016, September).Die Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis als 'White Man's Burden'? Ökonomisierungskritik und kultureller Rassismus im Diskurs über wissenschaftliches Fehlverhalten. Vortrag im Rahmen der Sektionsveranstaltung " Institutioneller Rassismus an der Hochschule: Intersektionale Perspektiven auf die 'unternehmerische Hochschule' " auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 26.-30.09.2016, Bamberg.
Die Sichtbarkeit von wissenschaftlichem Fehlverhalten. Zurückgezogene Artikel und die Formen sozialer Kontrolle in der Wissenschaft.
Reinhart, M. (2016, Juni).Die Sichtbarkeit von wissenschaftlichem Fehlverhalten. Zurückgezogene Artikel und die Formen sozialer Kontrolle in der Wissenschaft. Vortrag, Ombudsstelle für gute wissenschaftliche Praxis, Universität Göttingen.
Knowledge and Secrecy: Legitimizing Sanctions for Scientific Misconduct.
Heßelmann, F. (2015, November).Knowledge and Secrecy: Legitimizing Sanctions for Scientific Misconduct. Vortrag auf der Internationalen Nachwuchskonferenz des Exzellenzclusters " Normative Orders " : Macht (in) der Wissenschaft: Kritische Interventionen in Wissensproduktion und Gesellschaft, Frankfurt/Main.
'Wir sind ja nicht die Polizei': Legitimierung von Kontroll- und Sanktionsmacht in Fällen wissenschaftlichen Fehlverhaltens.
Heßelmann, F. (2015, Oktober).'Wir sind ja nicht die Polizei': Legitimierung von Kontroll- und Sanktionsmacht in Fällen wissenschaftlichen Fehlverhaltens. Vortrag auf der Herbsttagung der DGS-Sektionen Professions- und Rechtssoziologie, Frankfurt/Main.
Zur Rationalität wissenschaftlichen Fehlverhaltens: Zurückgezogene Artikel als Abschreckungsmassnahme.
Reinhart, M. (2015, Mai).Zur Rationalität wissenschaftlichen Fehlverhaltens: Zurückgezogene Artikel als Abschreckungsmassnahme. Symposium der Ombudspersonen zur guten wissenschaftlichen Praxis in Deutschland, Bonn.
Widerrufbarkeit als Voraussetzung für Nachhaltigkeit: Funktion und Wirkung von zurückgezogenen Artikeln.
Reinhart, M. (2014, Dezember).Widerrufbarkeit als Voraussetzung für Nachhaltigkeit: Funktion und Wirkung von zurückgezogenen Artikeln. Vortrag auf der Vortrag im Rahmen der 7. Jahrestagung des Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung " Sustainable Science? Zur Nachhaltigkeit der Wissenschaftsförderung " , Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin.
Sanktionierung von wissenschaftlichem Fehlverhalten: Ausübung und Darstellung von Macht im Kontext wissenschaftlicher Erkenntnisproduktion.
Heßelmann, F. (2014, November).Sanktionierung von wissenschaftlichem Fehlverhalten: Ausübung und Darstellung von Macht im Kontext wissenschaftlicher Erkenntnisproduktion. Vortrag auf dem Workshop " Neue Felder der Wissenschaftsforschung - linguistische, medienwissenschaftliche und soziologische Zugänge " , Siegen.
Zwischen Risikobereitschaft und Fehlverhalten: Graubereiche der Wissenschaft.
Reinhart, M. (2014, September).Zwischen Risikobereitschaft und Fehlverhalten: Graubereiche der Wissenschaft. Vortrag im Rahmen des forschungs- und hochschulpolitischen Werkstattgesprächs der VolkswagenStiftung: Couragiert - Risikobereit - Fehlertolerant: Wie kreativ und innovativ ist Europa?, Hannover.
Zur Materialität wissenschaftlichen Fehlverhaltens - Herstellung von Transparenz durch zurückgezogene Publikationen.
Reinhart, M., & Schmidt, M. (2014, Juni).Zur Materialität wissenschaftlichen Fehlverhaltens - Herstellung von Transparenz durch zurückgezogene Publikationen. Vortrag auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung, Dortmund.
Beschämte Wissenschaft. Reintegration vs. Stigmatisierung von Fehlverhalten.
Reinhart, M. (2014, April).Beschämte Wissenschaft. Reintegration vs. Stigmatisierung von Fehlverhalten. Vortrag im Rahmen der Auftaktveranstaltung der Förderlinie " Leistungsbewertung in der Wissenschaft " des BMBF, Universität Bremen, Bremen.
Vermeidung von Scham als Qualitätssicherung von Forschung.
Reinhart, M. (2014, Februar).Vermeidung von Scham als Qualitätssicherung von Forschung. Vortrag auf der Vortrag im Rahmen der Tagung der Sektion " Politische Soziologie " der Deutschen Gesellschaft für Soziologie " Top Ten. Zur Praxis des Bewertens, Sortierens und Ausschliessens in Kultur und Bildung " , Berlin.