Berufungsverfahren gehören zu den strukturprägenden Leistungsbewertungsprozessen im Hochschulbereich. Zugleich ist wenig darüber bekannt, wie die Leistungsbewertung im Detail abläuft, welche Kriterien mit welcher Gewichtung im Einzelnen angelegt werden und welchen Stellenwert daneben die Passfähigkeit der Bewerberinnen und Bewerber spielt. Diesen und weiteren Aspekten geht das Forschungsprojekt "Leistungsbewertung in Berufungsverfahren - Traditionswandel in der akademischen Personalselektion" (LiBerTas) ab dem 01.11.2013 drei Jahre lang nach.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Förderlinie "Leistungsbewertung in der Wissenschaft" bis 2016 gefördert. Die Durchführung erfolgt in einer Kooperation zwischen den Abteilungen Hochschulforschung und HIS-Hochschulentwicklung innerhalb der DZHW GmbH.
Betrachtet werden traditionelle Berufungsverfahren an deutschen Universitäten und Fachhochschulen ebenso wie Short-List-, Fast-Track- oder Tenure-Track-Verfahren im Hinblick auf drei Dimensionen:
- Rahmenbedingungen, Erscheinungsformen und Einschätzungen des Wandels von Berufungsverfahren,
- Bewertung von Leistung und Passfähigkeit in Berufungsverfahren und
- Konsequenzen des Wandels für das Verhältnis zwischen Hochschulorganisation, akademischem Kollegium und wissenschaftlicher Gemeinschaft.
Methodisch werden Dokumentenanalysen zu rechtlichen Rahmenbedingungen und Ausschreibungstexten, quantitative Befragungen von relevanten Akteuren Hochschulleitungen, Dekan(inn)en, Gleichstellungsbeauftragten und Berufungskommissionsvorsitzenden) und qualitative Expert(inn)eninterviews miteinander verbunden. An acht Universitäten und vier Fachhochschulen möglichst unterschiedlichen Profils werden darüber hinaus vertiefende Fallstudien mit insgesamt rund 72 leitfadengestützten Interviews realisiert. Auf diese Weise soll untersucht werden, wie sich das Verhältnis der institutionellen Logiken von wissenschaftlicher Gemeinschaft, Hochschulorganisation und professoralem Kollegium in verschiedenen traditionellen wie neueren Formen von Berufungsverfahren darstellt, welche Konflikte sich durch einen Wandel der Berufungsverfahren ergeben und wie sie von den beteiligten Akteuren gehandhabt werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt ferner dem Einfluss disziplinärer Kulturen, dem Organisations- und Leistungsprofil der Einrichtung sowie den verschiedenen Phasen und Typen von Berufungsverfahren.
Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PY13008 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor Bernd Kleimann.