Wie steht es um die Wissenschaft in Deutschland?
25.11.2020
Dieser Frage widmete sich die Wissenschaftsbefragung, an der im Wintersemester 2019/20 bundesweit 8.822 Wissenschaftler:innen aller Statusgruppen teilnahmen. Heute erscheint der Ergebnisbericht Barometer für die Wissenschaft.
Berlin, 25.11.2020. Der heute veröffentlichte Ergebnisbericht Barometer für die Wissenschaft gibt einen umfangreichen Überblick über den Zustand des Forschungssystems in Deutschland, basierend auf den Erfahrungen und Einschätzungen von Wissenschaftler:innen. Obwohl diese mit den Arbeits- und Forschungsbedingungen insgesamt zufrieden sind, gibt es punktuell Ansätze für Kritik und weiterführende Diskussionen. „Mit diesem Bericht adressieren wir die Wissenschaftler:innen selbst sowie die Verantwortungsträger:innen in Hochschulen und Politik. Nicht zuletzt möchten wir auch das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit wecken und mit unseren Zahlen wissenschaftspolitische Diskussionen empirisch bereichern“, so Dr. Jens Ambrasat, Projektleiter der Wissenschaftsbefragung.
Für den Bericht wurden zahlreiche Indikatoren nach akademischen Disziplinen und Statusgruppen differenziert ausgewertet und kommentiert. Dabei zeigte sich, dass das Forschungsumfeld in Deutschland hinsichtlich Autonomie und Forschungsfreiheit, Innovationsfähigkeit und gesellschaftlicher Relevanz als überwiegend positiv wahrgenommen wird. Dennoch gibt es Verbesserungsbedarf, z. B. bei der Leistungsgerechtigkeit.
Der Wandel und die Dynamiken im Wissenschaftssystem spiegeln sich sowohl in Praktiken von Wissenschaftler:innen als auch in vorherrschenden Diskussionen: Beispiele sind fachspezifische Publikationskulturen vor dem Hintergrund einer weltweiten Zunahme an wissenschaftlichen Publikationen, die Frage nach der Leistungsfähigkeit von Peer Reviews in der Forschungsförderung bei gleichzeitig erhöhtem Aufwand für Anträge und Begutachtungen sowie wissenschaftspolitische Reformen im laufenden akademischen Betrieb. „Mit der Wissenschaftsbefragung greifen wir existierende Diskurse auf und richten sie als Befragungsinstrumente zurück an die Wissenschaftler:innen“, so Christophe Heger, Ko-Autor und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt. Weitere für die Wissenschaftsforschung hochrelevante Themen wie etwa Forschungsinformation und -evaluation, wissenschaftliche Kooperationen und Open Data, die Frage nach der Belastbarkeit des wissenschaftlichen Wissens sowie die Situation des akademischen Nachwuchses werden in einzelnen Kapiteln beleuchtet.
Den Ergebnisbericht Barometer für die Wissenschaft finden Sie zum Download hier auf unserer Projektseite:
https://www.wb.dzhw.eu/ergebnisse/
Über die Wissenschaftsbefragung
Die Wissenschaftsbefragung ist eine bundesweite repräsentative Trendstudie. Die ersten beiden Befragungen wurden in den Jahren 2010 und 2016 durchgeführt. Die jüngste Befragung fand im Wintersemester 2019/20 statt.
Die Wissenschaftsbefragung versteht sich als langfristiges Barometer der Wissenschaft. Sie ist ein wichtiges Werkzeug zur Untersuchung der Arbeits- und Forschungsbedingungen an deutschen Universitäten und soll ein umfassendes Meinungsbild zur Lage und Entwicklung des deutschen Wissenschaftssystems liefern. Veränderungen von Einstellungen und Meinungen zu wissenschaftspolitischen Themen werden im Rahmen von Trendanalysen untersucht. Die Wissenschaftsbefragung ist als Mehrthemenbefragung konzipiert: Jede Befragung enthält ein Kerninstrument (ein über die Wellen konstantes Erhebungsprogramm) mit zentralen Fragen zu den Arbeits- und Forschungsbedingungen sowie zusätzliche Module mit Vertiefungsthemen und forschungspolitisch aktuellen Fragen. Bei der Erstellung der Schwerpunktthemen kooperieren wir mit Forschungsgruppen innerhalb und außerhalb des DZHW.
Neben dem Barometer für die Wissenschaft sind die Daten auch Grundlage für weitere Fachpublikationen. Die aufbereiteten und anonymisierten Daten werden über das DZHW-Forschungsdatenzentrum (FDZ_DZHW) dauerhaft dokumentiert und bereitgestellt und somit auch anderen Interessierten in Forschung und Wissenschaftspolitik zugänglich gemacht.
Projektwebseite der Wissenschaftsbefragung: