Geflüchtete in Studienvorbereitungskursen schätzen ihre Erfolgsaussichten positiv ein
10.7.2019
Symposium: Studium gleich Integration?
Auf einem heute beginnenden dreitägigen Symposium in Hannover diskutieren internationale Wissenschaftler*innen über Chancen einer gelingenden Studienintegration für interessierte Geflüchtete aber auch über noch bestehende Herausforderungen. Veranstaltet wird das Symposium vom DZHW und der Berlin Refugee Research Group.
Hannover, den 10.07.2019: Vorgestellt werden unter anderem auch erste Ergebnisse des noch laufenden DZHW-Forschungsprojektes „WeGe“, das sich mit Geflüchteten in der Studienvorbereitung beschäftigt. Studienvorbereitungskurse müssen von Geflüchteten und anderen internationalen Studierenden absolviert werden, wenn die Schulabschlüsse aus ihren Herkunftsländern in Deutschland nicht anerkannt werden oder ihre Deutschkenntnisse nicht den Kriterien für eine Studienaufnahme entsprechen. Neben der Vermittlung von Deutschkenntnissen dienen die Kurse auch der inhaltlichen Vorbereitung auf das gewünschte Studienfach.
„Die ersten Befragungen zeigen, dass geflüchtete Studieninteressierte ihre Erfolgsaussichten für eine Studienaufnahme ebenso optimistisch einschätzen wie andere internationale Studieninteressierte, die aber zumeist über ein Studienvisum nach Deutschland gekommen sind“, erläutert Michael Grüttner, Projektleiter des DZHW-Forschungsprojektes ‚Wege von Geflüchteten an deutsche Hochschulen (WeGe)‘, ein zentrales Ergebnis der ersten Befragungswelle. Geflüchtete sehen sich also nicht zwangsläufig mit schlechteren Startvoraussetzungen für ein erfolgreiches Studium ausgestattet als andere internationale Studienbewerber*innen. Die ersten Resultate zeigen aber auch, dass geflüchtete Studieninteressierte trotz positiver Selbsteinschätzung viel häufiger über einen Abbruch der Studienvorbereitung nachdenken. Dieser Unterschied zwischen beiden Gruppen lässt sich durch Faktoren wie beispielsweise längere Bildungsunterbrechungen durch die Flucht, finanzielle Probleme aufgrund von migrationsbedingten Schulden, einer Unsicherheit über die eigene Bleibeperspektive und psychische Belastungen erklären. „Wenn Bildungsabschlüsse aus den Herkunftsländern in Deutschland nicht hinreichend anerkannt werden, bleibt Bildung im Aufnahmeland der wichtigste Schlüssel für Selbstbestimmung und erfolgreiche Integration“, so Grüttner weiter. Die fachliche und sprachliche Studienvorbereitung sollte daher in Zukunft noch besser durch geeignete Maßnahmen flankiert werden, damit aus ambitionierten Bildungszielen der Geflüchteten tatsächliche Bildungserfolge werden.
„Mit diesem Forschungsprojekt untersuchen wir erstmals die Situation von Geflüchteten in den Studienvorbereitungskursen und analysieren zentrale Bedingungen für deren Erfolg“, betont Monika Jungbauer-Gans, wissenschaftliche Geschäftsführerin des DZHW, während ihrer Begrüßung der teilnehmenden Wissenschaftler*innen zum heute beginnenden Symposium. Das Projekt ‚WeGe‘ kombiniert verschiedene Methoden der empirischen Sozialforschung, u.a. mit Hilfe von Interviews mit Geflüchteten werden Erkenntnisse über die Bedingungen für eine erfolgreiche Studienaufnahme generiert. Das DZHW kooperiert dabei mit verschiedenen Studienkollegs und Sprachkursen an Hochschulen, die für die Ausrichtung der Studienvorbereitungskurse verantwortlich sind. Ergänzt werden diese Interviews durch eine Fragebogenerhebung und zwei Online-Befragungen, die internationale Studieninteressierte mit und ohne Fluchterfahrung umfassen und so einen Vergleich ermöglichen.
Das DZHW ist ein durch Bund und Länder gefördertes Forschungsinstitut mit Sitz in Hannover. Als internationales Kompetenzzentrum für die Hochschul- und Wissenschaftsforschung führt das DZHW Datenerhebungen und Analysen durch, erstellt forschungsbasierte Dienstleistungen für die Hochschul- und Wissenschaftspolitik und stellt der Wissenschaft seine erhobenen Daten über ein eigenes Forschungsdatenzentrum zur Verfügung.
Die Durchführung des Symposiums wird ermöglicht durch finanzielle Mittel der VolkswagenStiftung. Das WeGe-Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.