Bildungsbericht 2014: Weiterhin hohe Nachfrage nach Studium

16.6.2014

Die Hochschulen in Deutschland haben in den letzten drei Jahren mehr Studienanfängerinnen und Studienanfänger aufgenommen als jemals zuvor. Diese neue Welle der Hochschulexpansion und die damit verbundenen strukturellen Veränderungen beschreibt der jüngst erschienene neue Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2014“, in dem das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) das Hochschulkapitel verantwortet. Wenn die Hochschulen zur quantitativ bedeutendsten (Aus-)Bildungsinstitution werden, hat dies gravierende Folgen für die Hochschulen, die berufliche Bildung und das Verhältnis beider Bildungsbereiche.

Im Jahr 2013 lag die Studienanfängerzahl mit mehr als 500.000 zum dritten Mal in Folge auf dem Niveau der Anfängerzahlen in der dualen beruflichen Bildung. Zur deutlich gestiegenen Studiennachfrage haben zwar auch die G8-Umstellung und die Aussetzung der Wehrpflicht beigetragen. Doch selbst ohne diese Faktoren studiert mittlerweile mehr als die Hälfte der Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit Hochschulzugangsberechtigung. Das von der Bildungspolitik formulierte Ziel einer Studienanfängerquote von 40-42 % ist damit deutlich übertroffen. Vorausberechnungen gehen auch für die nächsten Jahre von einer anhaltend hohen Studiennachfrage aus. Zu dieser Entwicklung erklärt Prof. Dr. Andrä Wolter, für das DZHW Mitglied der Autorengruppe des Bildungsberichts: „Die Hochschule scheint mehr und mehr zur quantitativ wichtigsten Ausbildungseinrichtung in unserer Volkswirtschaft zu werden. Wenn dieser Trend anhält, wird man neu über das Verhältnis von beruflicher Bildung und Hochschulbildung nachdenken müssen.“

Die hohe Studiennachfrage ergibt sich primär aus den Studienentscheidungen von Studienberechtigten, die den klassischen gymnasialen Weg genommen haben. Größere Gruppen kommen aber auch auf anderen Wegen. So stieg die Zahl der aus dem Ausland kommenden Studierenden zuletzt wieder an und erreichte 2012 mit fast 80.000 einen neuen Höchststand. Ebenso viele haben vor dem Studienbeginn bereits eine berufliche Ausbildung abgeschlossen und gehen mit dem Studium in eine weitere Bildungsetappe über. Auf niedrigem Niveau wächst die Zahl der Studierenden ohne Abitur oder Fachhochschulreife (auf 2,6%). Das alles zeigt die Vielfalt beim Hochschulzugang.

Parallel zu der steigenden Nachfrage hat sich die Hochschullandschaft in Deutschland in den letzten Jahren stark verändert. Die Fachhochschulen spielen eine zunehmend größere Rolle: Ihr Anteil an allen Studienanfängern ist seit 2000 um zehn Prozentpunkte auf 41 % gestiegen (vgl. Abbildung 1). In den letzten 14 Jahren wurden 60 private Fachhochschulen neu gegründet. „Hierin zeigt sich eine steigende Nachfrage nach Studienformaten, die auf Erwerb beruflicher Kompetenzen gerichtet sind und die für bereits Erwerbstätige besonders attraktiv sind. Denn private Träger stellen einen großen Teil der Fernstudiengänge, aber auch des dualen Studiums“, erläutert Dr. Christian Kerst vom DZHW.


Abb. 1: Studienanfängerzahl und -anteil nach Hochschularten 1995 bis 2013* (aus: Bildung in Deutschland 2014, Abb. F2-2, S. 125)

Parallel dazu ist auch das Studienangebot vielfältiger geworden. Die Gründung neuer Hochschulen, das Bemühen der Hochschulen um Profilbildung im Studienangebot sowie die Studienstrukturreform haben die Zahl der Studiengänge deutlich erhöht. Mittlerweile bieten die Hochschulen fast 9.500 grundständige Studienangebote und mehr als 7.000 Masterstudiengänge an. Die Studienentscheidung wird dadurch immer schwieriger und erfordert gute Information sowie Beratung.

Durch die hohe Studiennachfrage steigt auch das Angebot an Fachkräften mit Hochschulabschluss, das die Hochschulen verlässt. Im Jahr 2012 erwarben 310.000 Absolventinnen und Absolventen einen ersten Hochschulabschluss – gegenüber 2002 fast eine Verdoppelung. In der Vergangenheit eröffnete ein Hochschulabschluss in Deutschland überwiegend gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In Zukunft könnten die Berufschancen nach einem Hochschulabschluss unterschiedlich ausfallen, abhängig davon, ob das Studium mit einem Bachelor- oder ein Master abgeschlossen wurde.

Der Bildungsbericht 2014 ist, wie die seit 2006 im zweijährigen Abstand erschienenen früheren Berichte, von einer Autorengruppe unter Federführung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) entstanden, an der das DZHW von Anfang an beteiligt war. Das vom DZHW verfasste Kapitel über die Hochschulen beschreibt wichtige Entwicklungen zu den Themen Studienangebot, Übergang in die Hochschule und Studienaufnahme, lehrendes Personal an Hochschulen, Studiendauer, Studienabbruch und Beurteilung der Studienbedingungen, Hochschulabschluss und Absolventenverbleib. Auch am Schwerpunktkapitel des Bildungsberichts 2014, das die „Bildung von Menschen mit Behinderungen“ behandelt, hat das DZHW mitgearbeitet.

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