English? Non, merci. Proteste gegen Englisch als Unterrichtssprache an französischen Universitäten

5.6.2013

Die Franzosen sind dafür bekannt, besonderen Wert auf den Schutz ihrer Sprache als nationales Gut zu legen; vor allem Anglizismen meidet man in Frankreich weitgehend. Der Reinhaltung der Sprache sehen sich auch die Hochschulen verpflichtet: So legt ein Gesetz von 1994 fest, dass in französischen Hochschulen grundsätzlich nur in französischer Sprache gelehrt und geprüft werden darf.

Zwar gibt es Ausnahmen und Schlupflöcher, etwa für internationale Studiengänge, die Studierende aus aller Welt anwerben, das bestehende Recht schränkt jedoch Englisch als Unterrichtssprache so stark ein, dass Kritiker befürchten, dass der Anschluss an die internationale Forschung dadurch erschwert wird.

Nun will die sozialistische Ministerin Geneviève Fioraso dieses Gesetz reformieren und Englisch als Unterrichtssprache erlauben. Ziel sei es, so die Ministerin, einerseits die Hochschulen für ausländische Studierende attraktiver zu machen und andererseits die Kenntnisse der Wissenschaftssprache Englisch unter den französischen Forscher(inne)n zu verbessern. Unterstützt wird dieser Vorstoß u. a. in einem offenen Brief von zwölf Wissenschaftler(inne)n an die Zeitung Le Monde.

Die Stimmen gegen diese Neuerung wurden umgehend laut: Die traditionell der Sprachpflege verpflichtete Académie française fürchtete eine "Verarmung und Marginalisierung" der französischen Sprache, der Publizist Bernard Pivot warnt gar davor, dass das Französische zu einer "banalen", ja "toten Sprache" verkomme. Auch mehrere Hochschulgewerkschaften protestierten gegen den Gesetzesentwurf.

Die Politologin Virginia Martin plädiert in einem Artikel von Le Monde dafür, mit der Reform den wissenschaftlichen und kulturellen Austausch innerhalb einer internationalisierten Scientific Community zu stärken. Die wahre Herausforderung sieht sie jedoch in der damit einhergehenden Demokratisierung: Konkurrenzfähige englische Sprachkenntnisse blieben nach einer Gesetzesänderung nicht den ohnehin privilegierten Studierenden der Privathochschulen vorbehalten, sondern würden auch die Besucher(innen) staatlicher Hochschulen besser an die internationale Forschung anbinden. (am)

Quellen: Spiegel Online, Deutschlandfunk, Le Monde

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