„Scholars at Risk“ unterstützt verfolgte Wissenschaftler
9.4.2013
Die Organisation „Scholars at Risk“ setzt sich weltweit für politisch verfolgte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und für die akademische Freiheit ein. Sie bringt bedrohte Forscher(innen) in Sicherheit und ermöglicht ihnen durch einen Gastaufenthalt an einer der kooperierenden Universitäten, ihre Forschungsarbeiten weiterzuführen. In Europa ist „Scholars at Risk“ vor allem in England, Norwegen und den Niederlanden aktiv. In Deutschland beteiligt sich bislang nur die FU Berlin an dem Netzwerk. Auf einem Workshop Ende März wurde über die Gründung einer deutschen Sektion von „Scholars at Risk“ beraten.
Die Mitgliedschaft bei „Scholars at Risk“ entspreche dem „historisch gewachsenen Selbstverständnis“ der FU Berlin „als einer in Zeiten des Kalten Kriegs gegründeten, für die Wissenschaftsfreiheit eintretenden Universität. Und es unterstreicht, dass Internationalität für uns Verpflichtung zur Sicherung dieser Freiheit ist“, betont FU-Präsident Peter-André Alt. Die Freie Universität Berlin ist bislang als einzige deutsche Universität dem internationalen Netzwerk „Scholars at Risk“ beigetreten. Im Februar dieses Jahres hat sie mit der Iranerin Neda Soltani ihre erste Stipendiatin aufgenommen.
„Scholars at Risk“ wurde 2000 in Chicago gegründet. Die Direktorin der europäischen Vertretung von „Scholars at Risk“, Sinead O`Gorman, beschreibt die Ziele der Organisation im Deutschlandradio wie folgt: „Wir kümmern uns hauptsächlich um Wissenschaftler, die dringend Hilfe brauchen. Eine Möglichkeit ist, sie aus ihrer riskanten Situation herauszuholen und sie in die Lage zu bringen, ihre Arbeit anderswo fortzusetzen. Dafür arbeiten wir weltweit mit 300 Universitäten zusammen, die bei uns Mitglied sind, wo wir die Betroffenen kurzfristig unterbringen können. Pro Jahr unterstützen wir so im Schnitt 60 Menschen.“
„Scholars at Risk“ beobachtet die politische Lage in mehr als 50 Ländern weltweit. Ein besonderer Fokus liege auf Ländern im Nahen Osten, in Nordafrika und südlich der Sahara, so O`Gorman weiter. Forschende würden aufgrund der Inhalte ihrer Forschung verfolgt, oder weil sie prominente Mitglieder der Gesellschaft seien. „Scholars at Risk“ setzt sich dafür ein, dass die bedrohten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur in Sicherheit gebracht werden, sondern auch an ihrer Forschung weiterarbeiten können. Das Netzwerk organisiert in der Regel einen Gastaufenthalt an einer der 300 Partneruniversitäten. Vom ersten Tag an, erläutert O`Gorman, werde an einer langfristigen Lösung gearbeitet, weil viele nicht mehr in ihre Heimatländer zurückkehren könnten.
Jemanden, der akut gefährdet sei, könne die Organisation innerhalb von 24 Stunden außer Landes bringen, normalerweise dauere der Prozess aber einige Monate. Zumeist übernimmt die Gastuniversität die Kosten für den Aufenthalt, der Organisation selbst steht nur ein Notfallbudget zur Verfügung. Daneben arbeitet „Scholars at Risk“ mit dem „Scholar Rescue Fund“ zusammen, einer privaten Stiftung aus den USA.
Die europäische Vertretung von „Scholars at Risk“ hat ihren Sitz in Den Haag. In Europa sind vor allem Universitäten aus England, Norwegen und den Niederlanden in dem Netzwerk aktiv. Ende März kamen rund 40 teilnehmende Hochschulen zu einem Workshop an der FU Berlin zusammen, um darüber zu beraten, wie Bildungseinrichtungen und Wissenschaftler(innen) wirksam vor Übergriffen geschützt werden können. Im Rahmen des Workshops fand auch ein Treffen von Vertreter(inne)n deutscher Hochschulen statt, die über die Frage debattierten, ob eine deutsche Sektion von „Scholars at Risk“ gegründet werden soll. Die FU Berlin könnte also möglicherweise demnächst Mitstreiterinnen bekommen. (tm)
Quellen: FU Berlin, ZEIT online, dradio